Schottland - MIT E-BIKE UND ZELT - SOMMER 2022
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Loch Lomond

Tag 22 - Loch Lomond - 30. August 2022

Die Nacht hat es durchgeregnet und heute Morgen auf dem Rad fahre ich in voller Regenmontur. Für Schottland normal, aber für vorhergesagte 0 Prozent Regenwahrscheinlichkeit doch erstaunlich. Beim ersten Stopp will ich meinen Instant-Kaffee machen, doch der ist alle. Vermutlich Verdrängung, denn der ist hier pappesüß. Dafür klappt das mit Milch und Müsli, denn bei 10 Grad hält die Milch doch recht lange.
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Ich habe noch 6 Radeltage Zeit und deswegen geht es wieder ein Stück nach Westen zurück ans Meer. Den Campingplatz habe ich in einem schottischen Forum gefunden, auf googlemaps finde ich ihn nicht und es gibt so auch keinerlei Berwertungen. Für mich ist erstmal wichtig, dass es ihn gibt.
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Die letzten 40 km sollen auf der Schnellstraße verlaufen und ich suche Ausweichsträßchen. Hätte ich es mal sein lassen. Ist heute nicht mein Tag. Durch das eine Tor traue ich mich nicht, da vor Hunden gewarnt wird. Dann ist ein Schloss davor. Und dann wieder ist der Durchlass nur über eine Fußgängertreppe erreichbar. Ich will da jetzt halt drüber. Alles Gepäck runter und das Rad über die Absperrung wuchten. Zuerst ist es ein Kiesweg, dann ein steiler Wanderweg und ich werde 6 km schieben, tragen, Gepäck runter und wieder rauf.
Hier sind die Wasserfälle falls of falloch und hier verliere ich mein Vögelchen. Ich will mit der Drone den Wasserfall hoch fliegen und übersehe einen Ast. Und die Hinderniserkennung der Drone sieht ihn auch nicht. Sie crasht über dem Wasserfall in den Zweig und stürzt in die tosenden Wassermassen. Ich bin wenigstens so gescheit, dass ich gar nicht versuche, die Drone da rauszuholen. 6 Stunden Videomaterial liegt da unten und kommt nicht mehr hoch. Jetzt wird es keinen Schottland Film geben.
Das letzte Lebenszeichen meines Vogels:
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Tag 23 - am Loch Lomond nach Süden - 31. August 2022

Morgens beim Aufstehen aus dem Zelt habe ich mir den festen Gedanken antrainiert: fahre auf der linken Seite. Gerade wenn es auf kleinsten Straßen losgeht, verfalle ich in den gewohnten Rechtstrott.
Wenn ich abends ins Zelt schlüpfe, kommt ganz automatisch der Gedanke: du brauchst eine Waschmaschine. Nur hatten all die letzten Zeltplätze diesen Service nicht. Handwäsche für die Untertrikotage trocknet auf dem Rad, aber alles andere hat die Tendenz naturnah.
Sonne! Nach drei düsteren Tagen blinzelt es schon ins Zelt hinein. Das lag auch daran, dass ich verschlafen habe. Aber heute Nacht gab es Beziehungsstress im Nachbarzelt, und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Sie stürmt aus dem Zelt und schreit, dass sie diese airbombs nicht mehr aushält. Und dass er sie in dieses dreckige Loch verschleppt hätte. Und sie will hier weg. Ich habe etwas mehr als die Hälfte verstanden, denn jedes zweite Wort war das f-Wort.
Also alles wie bei mir, nur dass ich das eben mit mir aushandeln muss und dann das S Wort verwende.
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Es geht auf einer angenehmen Schotterstraße am Loch Lomond entlang. Die Hauptstraße hat die Kurve ins Innenland genommen. Das Ziel ist ein kleiner See, der ganz schön hingemalt aussieht.
Dass der Weg runter nach Lochgolihead schwierig würde, wusste ich. Aber ich war ich der Meinung, dass das nun die letzte Geländeausfahrt sein würde.
In Lochgolihead musste ich meine Tagesverpflegung einkaufen, da ich durch keine weiteren Ort kommen würde. Ohne zu googeln, hätte ich das unscheinbare Lädchen nicht gefunden. Aber dafür ist dieses Internet ja erfunden worden.
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Es sind mittags nur noch 20 km bis zum Zeltplatz und deshalb trödel ich, lese Zeitung oder mache gar nichts. Die 20 km sollen eine Sahnestrecke werden. Kleinstes Sträßchen immer an der Küste entlang. Auf der Karte war wirklich komplett eine Straße eingezeichnet, mein smartphone empfiehlt die Strecke für normale Fahrräder. Pusteblume. Es wird enger, steiler, matschiger, und irgendwann ist da nichts mehr. Einmal mehr muss ich umkehren und einen Plan B basteln.

Ich muss zurück nach Lochgolihead und einen riesen Umweg fahren. Nachmittags um 15:00 habe ich noch 60 km Straße vor mir. Es ist trotzdem eine wunderschöne Fahrt ganz direkt am Flussufer und auf glattem Asphalt brauche ich keine drei Stunden bis zum Zeltplatz.

Sollte ich noch mal in Schottland radeln, würde ich mich an die vielen nationalen Fahrradfernwege halten. Häufig bin ich denen ungeplant gefolgt. Die sind sehr gut ausgeschildert und meiden sehr gut die Schnellstraßen. Da kann es einfach nicht passieren, dass Wege aufhören oder zu schlecht werden.
Die Waschmaschine: alle Klamotten sammeln, wirklich alle. Auch die Mützen, Stirnbänder, Handtuch, Geschirrtuch. Alles reinstopfen. 2 Blatt von dem konzentrierten Waschmittel dazu. 2 Pfund reichen für 30 Minuten. 8 Blatt habe ich insgesamt mit. Wecker stellen auf 26 Minuten. Alles raus und nebenan wieder rein in den Trockner. 1 Pfund für 30 Minuten könnte reichen. Alles fertig, sauber und trocken. Der Dreck von 10 Tagen weggewaschen. Wie simpel ist das. Die Zivilisation hat tolle Dinge hervorgebracht.

Tag 24 - um Glasgow herum - 1. September 2022

Ich muss morgens nach Dunoon, zum Fährhafen. Obwohl ich auf dem Festland campiert habe, braucht es die Fähre über das Holy Loch nach Gourock. Genaugenommen sind diese Lochs meistens keine Seen. Das ist Meerwasser und ich glaube nach DIN sind das Fjorde.
Die Fähre hat gerade so auf mich gewartet und schwupps bin ich drüben.
Gourock ist das Anti-Schottland mit seinen eingefallenen Industriebrachen und vermüllten Straßen. Aber hier muss ich den Biosprit für heute einkaufen. Ich schließe vor dem Aldi die Fototasche ans Rad, kette selbiges mit dem Schloß an und aktiviere meine Alarmanlage. Unter direkter Beobachtung der Kassierer.
Ich muß mich um Glasgow herummogeln. Ständig wechselts zwischen Highlands und Speckgürtel. Links sehe ich den Moloch und rechts die blanke Natur.
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Der Zeltplatz liegt verkehrsgünstig am Autobahnkreuz, die Parzellen sind ordentlich eben und korrekt durchnummeriert. Na ja, für eine Nacht eben.
Das Wetter der letzten beiden Tage war traumhaft. Sonne mit hübschen Wolken. Leider sind für das Wochenende Unwetter angekündigt. Ich werde wohl am Sonntag den letzten Jokertag ziehen, um auf einem Zeltplatz den schlimmsten Regen abzuwarten. Jedenfalls schmiere ich heute schon die letzten Reste aus meinen Schuhfetttiegel auf meine Stiefel, um sie auf die zu erwartenden Wassermassen vorzubereiten.
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