Tag 0 - die Vorbereitung
Nancy Pelosi hat in Taiwan den Orden der glückverheißenden Wolken verliehen bekommen. Alleroberste Auszeichnung in Taiwan, quasi Heiligsprechung. Das ist jetzt eine Verantwortung für Frau Pelosi, sich auch in Zukunft um warmen Regen zu kümmern. Die Auszeichnung hat sie ja nicht geschenkt bekommen, sondern sie wurde anscheinend nur geliehen. Ich könnte mit diesem Druck sehr gut umgehen, da es eben immer regnet, wenn ich mich auf Reisen begebe. Das Problem ist eher, dass man meine Künste nicht richtig zu schätzen weiß. Die Freunde fragen mich Anfang des Jahres, wo es denn diesmal so hingeht. So ganz unverfänglich zufällig eingeflossen Frage, perfekt simuliertes Interesse an meinem Freizeitverhalten. Um dann diametral entgegengesetzt die eigenen Pläne zu schmieden. Dieses Jahr will ich nach Schottland, und alle Welt fährt in den Süden.
Es soll mit Zelt und e-bike nach Schottland gehen. Ich hatte das schon jeweils für die letzten beiden Jahre geplant. Ist immer ausgefallen aus Gründen, ihr wisst schon. Und jetzt ein Tag vorher finde ich keine Ausreden. Am 9. August endet selbst bestimmt der Sommer und ich fahre für 4 Wochen in das Land des Regens, des Windes und der Midges. Vorfreude sieht anders aus. Und da gibt es noch die Bahnfahrt, eines der letzten großen Abenteuer. Schaffe ich es mit mindesten 4-mal Umsteigen rechtzeitig nach Amsterdam? Ich muss 17:00 Uhr auf der Fähre sein.
Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen und wir tappen von einem Problematom zum nächsten. Wolodomir gegen Wladimir, das ist momentan der dickste Brocken. Ich schaue jetzt mal stellvertretend in Schottland nach dem Rechten, ob es wirklich so schlimm ist oder ob sich noch Oasen der Idylle erkunden lassen.
Es soll mit Zelt und e-bike nach Schottland gehen. Ich hatte das schon jeweils für die letzten beiden Jahre geplant. Ist immer ausgefallen aus Gründen, ihr wisst schon. Und jetzt ein Tag vorher finde ich keine Ausreden. Am 9. August endet selbst bestimmt der Sommer und ich fahre für 4 Wochen in das Land des Regens, des Windes und der Midges. Vorfreude sieht anders aus. Und da gibt es noch die Bahnfahrt, eines der letzten großen Abenteuer. Schaffe ich es mit mindesten 4-mal Umsteigen rechtzeitig nach Amsterdam? Ich muss 17:00 Uhr auf der Fähre sein.
Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen und wir tappen von einem Problematom zum nächsten. Wolodomir gegen Wladimir, das ist momentan der dickste Brocken. Ich schaue jetzt mal stellvertretend in Schottland nach dem Rechten, ob es wirklich so schlimm ist oder ob sich noch Oasen der Idylle erkunden lassen.
Tag 1 - mit dem Zug nach Amsterdam zur Fähre - 9. August 2022
03:43 Uhr soll der direkte Zug ab Heidelberg starten. Aber ich habe mich verkalkuliert. Kein Platz mehr frei für mein Radl. Der nächste ist 5:59 Uhr. Ich werde 4-mal umsteigen, aber immer bekomme ich den nächsten Anschluss und schaffe es mit 2 Stunden Puffer nach Amsterdam. Ich habe auch gelernt, wie ich die langsamen Aufzüge für das schwere Rad vermeide. Ich muss nur in den ersten Gang schalten, Schiebehilfe aktivieren und schon holpere ich die gesamte Treppe auf den Bahnsteig nach oben. Toller Trick, gell?
Wirklich hübsch die alte Stadt in den Kanälen und den engen Gassen. Und überall fahren die Fahrräder, die Autos haben kaum ein Durchkommen. Amsterdam ist Fahrradstadt. Ihr wisst das schon. Aber ich bin halt das erste Mal hier. Man könnte hier bestimmt einen ganzen Urlaub verbringen.
Ich habe solange an meiner Reise geplant und dann vergesse ich die Fährtickets auszudrucken. Das beschäftigt mich adrenalintechnisch die kompletten 30 km von Amsterdam nach Ijmuiden, dem Fährhafen. Aber ich muss nur den Reisepass vorzeigen, den ich bei der Buchung angeben musste. Uff.
Wenn die Fähre das rettende Ufer ist, ist das erstmal ein schräges Bild. Aber das Bahnfahren ist reiner Stress, da man immer um den Anschluss bangen muss und es nicht einfach ist, das Rad in die engen Abteiel zu wuchten. Aber hier auf dem Schiff weiß ich, dass ich es nach Schottland schaffe. Auf Deck bretzelt die Sonne und die Reise geht jetzt los.
Meine 350 Euro Gemächer sind im Innersten des Schiffes. Etwas größer als mein Zelt und fensterlos. Der Schiffsdiesel wird mich in den Schlaf brummen.
Wenn die Fähre das rettende Ufer ist, ist das erstmal ein schräges Bild. Aber das Bahnfahren ist reiner Stress, da man immer um den Anschluss bangen muss und es nicht einfach ist, das Rad in die engen Abteiel zu wuchten. Aber hier auf dem Schiff weiß ich, dass ich es nach Schottland schaffe. Auf Deck bretzelt die Sonne und die Reise geht jetzt los.
Meine 350 Euro Gemächer sind im Innersten des Schiffes. Etwas größer als mein Zelt und fensterlos. Der Schiffsdiesel wird mich in den Schlaf brummen.
In England gehen die Uhren anders. Genau eine Stunde anders, vor oder zurück, ist schwer zu erklären. Absoluter Wahnsinn, als mündlicher Bürger will ich selber entscheiden, wie spät ich es gerne hätte. Nur doof, dass ich jetzt nicht weiß, wie der Wecker für morgen zu stellen ist.
Tag 2 - Ankunft in Newcastle - 10. August 2022
Die Fähre ist pünktlich in Newcastle und nach der Passkontrolle werden wir in die Freiheit entlassen. Der Himmel ist bar jeglicher Wolke und es wird heute richtig heiß.
England ist Linksverkehr. Habe gerade rechtzeitig noch einen friendly reminder per Hupe bekommen. Man sollte sich schon an diese britische Tradition halten. Auch wenn manche das als kulturelle Aneignung schmähen werden.
England ist Linksverkehr. Habe gerade rechtzeitig noch einen friendly reminder per Hupe bekommen. Man sollte sich schon an diese britische Tradition halten. Auch wenn manche das als kulturelle Aneignung schmähen werden.
Newcastle war dieses Jahr schon in unseren Zeitungen. Der Fußball-Club hat einen neuen Sponsor. Nicht so ein dahergelaufener Oligarch mit am Ende doch begrenzten Mitteln, sondern Saudi-Arabien hat sich den alten Club einverleibt. Jetzt ist Newcastle der reichste Fußball-Club der Welt, und kauft alles, was für Geld zu haben ist. Die Fans erscheinen dankbar in Scheichgewändern zu den Spielen. Ich finde, sie sollten jetzt nur noch in der Wüste Fußball spielen dürfen.
Newcastle liegt an der Tyne. Ich werde in der Stadt 5-mal über den Fluss fahren und einmal unten durch. Durch einen Tunnel unter der Tyne. Eine Röhre für die Fußgänger und eine nur für Fahrräder. Gebaut 1951 und bestens erhalten mit komplett gekachelten Wänden. Ich bin dann den Tunnel drei Mal hin und her gefahren. Schokolade schluckt man ja auch nicht einfach so runter. Am Ende hat mich dann ein Radler Kollege gefragt, ob ich etwas verloren hätte und ob ich was im Tunnel gesucht hätte.
Newcastle liegt an der Tyne. Ich werde in der Stadt 5-mal über den Fluss fahren und einmal unten durch. Durch einen Tunnel unter der Tyne. Eine Röhre für die Fußgänger und eine nur für Fahrräder. Gebaut 1951 und bestens erhalten mit komplett gekachelten Wänden. Ich bin dann den Tunnel drei Mal hin und her gefahren. Schokolade schluckt man ja auch nicht einfach so runter. Am Ende hat mich dann ein Radler Kollege gefragt, ob ich etwas verloren hätte und ob ich was im Tunnel gesucht hätte.
Die Brücken sind aber auch von speziellen Eltern. Tolle Eisenkonstruktionen aus vergangenen Tagen und moderne kühn geschwungene Übergänge prägen das Stadtbild. Auch in den Altstadtgassen hat man immer die Brücken über sich. Absoluter Premiumeinstieg in den Urlaub.
Der Radweg verläuft am Hadrianswall. Römisches Reich, Schule, Geschichtsunterricht, Latein.. Klingelts? Ok, das war die nördliche Begrenzung des alten Römischen Reichs. Aber Wall ist nicht Mauer. Die Deutschen und die Chinesen sind da spitze mit ihrer Grenzziehung. Diese Wall ist so ein verlängerter Gartenzaun, 1m hoch, wofür erschließt sich mir nicht. Eine Art Raumteiler.
Der Radweg verläuft am Hadrianswall. Römisches Reich, Schule, Geschichtsunterricht, Latein.. Klingelts? Ok, das war die nördliche Begrenzung des alten Römischen Reichs. Aber Wall ist nicht Mauer. Die Deutschen und die Chinesen sind da spitze mit ihrer Grenzziehung. Diese Wall ist so ein verlängerter Gartenzaun, 1m hoch, wofür erschließt sich mir nicht. Eine Art Raumteiler.
Wenn gerade der Tag so gemütlich ausklingen möchte, kommt es noch mal stressig. In dem mittelalterlichen Hexham gibt's die obligatorischen fish & chips und dann noch 5 km zum Camping radeln. Nur ist dieser Camping komplett ausgebucht. Nicht mal für das kleine Zelt. Der Chef gibt mir aber noch einen Hinweis auf einen Bauernhof, der nicht weit weg ist. Dort kann ich tatsächlich neben einigen anderen Zelten mich ausbreiten. Leider gibt es kein Strom. Ich kann nichts laden. Das wird morgen auf fast 100 km knapp mit den Batterien.
Jetzt ist schon nach dem ersten Tag der Fahrradständer gebrochen. Während ich mit meinem begrenzten Möglichkeiten herum wrickle, bietet fast jeder Zeltler hier seine Hilfe an und jemand hat die Idee, mit Kleband und einem Steinchen den Ständer an die richtige Stelle zu fixieren. Das hört sich nicht so vertrauenserweckend an, aber es scheint erstmal zu funktionieren. Mal schauen.
Jetzt ist schon nach dem ersten Tag der Fahrradständer gebrochen. Während ich mit meinem begrenzten Möglichkeiten herum wrickle, bietet fast jeder Zeltler hier seine Hilfe an und jemand hat die Idee, mit Kleband und einem Steinchen den Ständer an die richtige Stelle zu fixieren. Das hört sich nicht so vertrauenserweckend an, aber es scheint erstmal zu funktionieren. Mal schauen.
Tag 3 - 11. August 2022
Es geht fast 100km nach Westen. Das mit den Akkus wird ganz knapp und ich fahre nur mit geringer elektrischer Unterstützung. Und ich hoffe sehr, dass die Reparatur des Fahrradständers eine Weile hält.
Nordenglische Landschaften sind hügelige Schafsweiden und ein paar Eichen und Buchen zwischendrin. Alles sehr gemütlich hier und nach frostigen Morgen wird es wieder schön warm.
Wenn man denkt, es könnte etwas langweilig werden, gibt es immer wieder kleine landschaftliche Idyllen. Zum Mittag habe ich das Lancerost Priory entdeckt. Eine alte Abtei von 1169. Ich bin ganz alleine hier und knipse den ganzen Film voll.
Wenn man denkt, es könnte etwas langweilig werden, gibt es immer wieder kleine landschaftliche Idyllen. Zum Mittag habe ich das Lancerost Priory entdeckt. Eine alte Abtei von 1169. Ich bin ganz alleine hier und knipse den ganzen Film voll.
Obwohl ich ja am Hadrians-Fahrradweg radele, habe ich noch keinen alten Stein gesehen. Da wäre so eine alte römische Siedlung gewesen, Museumstechnisch, aber hier öffnen sie erst in 3 Stunden.
Mit dem letzten Akkubalken bin ich in Annan angekommen. Jetzt hat es sich mal ausgezahlt, dass ich immer drei von den schweren e-bike Akkus mitschleppe. Zum einen bin ich hier schon in Schottland. Zum anderen könnte ich sagen, dass ich in zwei Tagen Großbritannien durchquert habe. Newcastle war Ostküste und hier sieht man die See von Westen aus.
103km sind es heute geworden und trotzdem bin ich schon 3 Uhr nachmittags auf dem Zeltplatz. Das waren dann doch größere, durchweg asphaltierte Straßen und dann flutscht es eben. Ich habe noch einen geräucherten Lachs, einen Nudelsalat und ein Bier erstanden und werde das am Flussufer zum Abendlicht verspeisen.
Mit dem letzten Akkubalken bin ich in Annan angekommen. Jetzt hat es sich mal ausgezahlt, dass ich immer drei von den schweren e-bike Akkus mitschleppe. Zum einen bin ich hier schon in Schottland. Zum anderen könnte ich sagen, dass ich in zwei Tagen Großbritannien durchquert habe. Newcastle war Ostküste und hier sieht man die See von Westen aus.
103km sind es heute geworden und trotzdem bin ich schon 3 Uhr nachmittags auf dem Zeltplatz. Das waren dann doch größere, durchweg asphaltierte Straßen und dann flutscht es eben. Ich habe noch einen geräucherten Lachs, einen Nudelsalat und ein Bier erstanden und werde das am Flussufer zum Abendlicht verspeisen.