Schottland - MIT E-BIKE UND ZELT - SOMMER 2022
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Highlands

Tag 16 - Richtung Glen Afric - 24. August 2022

Das Regenradar sagt für die nächsten zwei Stunden starken Regen voraus, danach Ruhe von oben. Ich halte diese Vorhersagen für eine der stabilsten Stützen in meinem Leben und richte mich danach. Ich will den Regen im Zelt abwarten und Zeitung lesen. Die letzten Tage bin ich zu nichts gekommen und heute gibt es keine so anstrengende Tour. Ich will mir den Glen Afric anschauen, was als schönstes Tal Schottlands gilt. Eigentlich gäbe es einen direkten Weg von hier aus, aber da lägen 5 km Wanderwege auf der Route, die ich besser sein lasse. Die Fahrradapp sagt für diesen Weg Schwierigkeitsgrad 4 an und eigentlich ist 2 für mich nicht fahrbar. Also ist das Ziel ein Zeltplatz am Anfang dieses Tales, und der Weg über die größere asphaltierte Straße.
Nach 40 km Schnellstraße ging es noch 30 km auf Schotter über einen immerhin 550 m hoch gelegenem Pass. Da habe ich Ed getroffen. Einen Waliser auf dem Gravelbike. Er hat sich ein sehr sportliches Ziel vorgenommen und muss nun 12 Stunden am Tag Fahrradfahren. Da ich bergauf mit dem Motor gerade so mithalten kann, haben wir getratscht. Er schläft im Biwaksack, dort wo die 12 Stunden rum sind. Ein Zelt dauert zu lange beim Aufbau. Jetzt hat er noch zwei Tage und ist im Plan hinterher. Heute wird auch nachts gefahren. Der Mensch differiert doch in seiner physischen Darreichungsform aufs enormste. Auf dem Gipfel machen wir ein Foto und bergab sehe ich nur noch sein Hinterrad. That's Ed.
Auf 1 Fahrrad kommen in Schottland 11,2 Hunde. Haben meine Studien ergeben. Jeder Spaziergänger hat einen Hund, häufig zwei oder drei. Als Hund wollte ich auch Schotte sein. Der Hund ist hier der Chef, oberste Etage.
Bei uns heißt es zwar Herrchen. Aber man kann sich doch nicht ernsthaft als Chefchen bezeichnen, wenn man sich an einer Leine durch die Manege ziehen läßt und in der Hand diese roten Tütchen für Endprodukte hält.
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Wir haben Sonne! Wir haben Wind! Die Wetterapp hat auf die Faktenlage reagiert und sagt den status quo sogar für die nächsten Tage voraus. Man kann sich wieder auf eine Bank setzten. Nicht immer moving moving wegen der midges. Ich bin früh auf dem Zeltplatz vor dem Glen Afric Park, mache Wäsche, breite alles in der Sonne aus, um überall die Feuchtigkeit rauszubekommen. Meine letzten Proviantreste sind aufgegessen oder dem Schimmel verfallen. Ich fülle meine Regale auf in dem Einkaufszentrum im Umkreis von 40 km: ein kleines Spar-Lädchen. Da das Brot nicht zum Verzehr geeignet ist, probiere ich es mit Tortilla Wraps. Schlimmer kann es nicht sein.
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Tag 17 - Glen Afric - 25. August 2022

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Puh, ist das heute wieder lang geworden. Mein Programm bestand aus einer Standardrunde durch den Naturpark Glen Afric. Das hatte ich mir so gedacht. Touristental mit ausgewiesenen Aussichtterassen. Die Autos müssen schon ziemlich am Anfang auf einen teuren Parkplatz. Die Wege danach sind nicht wirklich fahrradgerecht. Es geht immer wieder auf gröbstem Schotter hoch und runter, wobei unten immer ein kleiner See ist. Wenn auf meiner Karte in Deutschland ein Forstweg eingezeichnet ist, dann kann da der Oberförstermeister mit seinem alten Benz durchflanieren. Hier in Schottland sind die Bauern mit 8-rädigen Geländeungetümen unterwegs. Morgen werde ich einen langen steilen Aufstieg haben und hoffe, das ist machbar. Zumindest sollte das Wetter mitspielen.
Das Tal jedenfalls ist schon sehr speziell schön. Das könnt ihr hoffentlich an den Bildern erkennen. Heute steht der Zeltplatz an dem Loch, das jeder kennt: Loch Ness. Überall wird hier noch mit dem unbekannten Ungeheuer geworben. Bei uns gibt es ja nachrichtentechnisch kein Sommerloch mehr, bei all den Katastrophen und Streitereien. Ich habe jedenfalls schon lange keine neuen Beweisfotos von dem Drachen gesehen. Selbst ein Problembär hätte es heute schwer in die Schlagzeilen zu kommen.
Camping und Duschen. Ich würde jedes Mal gerne einen Hammer und fünf richtig große Nägel in die Duschkabine mitbringen, um eine Möglichkeit zu schaffen, einige wenige Sachen aufzuhängen. Das kann man sich nicht vorstellen, dass so ein Duscheningenieur jemals so ein Ding auch benutzt hat. Hier in Schottland sind diese Kabinen häufig so gebaut, dass der Duschkopf fest eingebaut ist und du einen Bewegungsspielraum in alle Richtungen von 10 cm hast. Versteht ihr, was ich meine? Du drückst auf diesen einen Wasserknopf und weißt nicht, ob jetzt die schrecklichsten 3 Sekunden des Tages anbrechen, oder ob sie dich 30 Sekunden lang leiden lassen, bis Temperatur auf ok steht.

Tag 18 - Inverness - 26. August 2022

Eigentliche sollte es heute über den Corrieyairack Pass gehen. Da gibt es aber wieder solche Bachüberquerungen, die wieder zum Umkehren führen können. Ich habe auch gerade nicht solche Lust, ganze extreme Rumpelpfade zu fahren. Ich mache noch in der Nacht eine neue Routenplanung, so dass ich in den Tälern bleiben kann. Zur Strafe aber erstmal 15 km Schnellstraße.
Morgens ist strahlend blauer Himmel und ziemlich kalt. Ich habe jetzt wirklich alle Schichten an, die mein Kleiderschrank hergibt.
Die Zeltnachbarn sind schon vor mir auf (sollte nicht passieren) und erledigen den Zeltabbau im T-Shirt (Unverfrorenheit).
Es geht erstmal nach Inverness. Dort ist das Zentrum der Highlands und mein nördlichster Punkt. In Inverness gibt’s einen Blick in die Kathedrale und einen auf das Schloss, und weiter gehts.
Nach der Schnellstraße mache ich Frühstück am Caledonian Canal. Dieser Kanal verbindet die Lochs so, dass man mit dem Schiff einmal quer durch Schottland kommt. Falls man das zeitlich auf die Nerven kriegt.
Ich habe mir dann noch eine endneolithische Megalithanlage touristisch angeeignet. Falls spontan da eure Wissenslücken zu sehr klaffen, kann ich auch nicht helfen. Ich will mich da nicht an die große Glocke hängen, aber mich auch nicht an Sterbliche verschwenden.
Der Zeltplatz liegt am Rand des Carnigorns Naturpark. Einer der größten und dünn besiedeltsten Parks in Schottland. Die letzten Kilometer verliefen in einer wunderschönen Heidelandschaft mit guten Spazierwegen. Ich habe einen klasse Platz an einem Bächlein. Leider im Dauerregen, so dass der Abend komplett im Zelt verläuft. Ich mache einen Tag Pause.
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