Schottland - MIT E-BIKE UND ZELT - SOMMER 2022
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Highlands

Tag 13 - Glen Etive - 21. August 2022

Es regnet die ganze Nacht und es hört auch morgens nicht auf. Da ich gestern das shopping verschlampert habe, muss ich 5 km ins Tal runter.
Vor dem Coop stehen einige Schotten bei steifem Wind und Niesel in kurzer Hose und T-Shirt. Ich komme mir etwas dämlich vor mit meinen Hightech Plastikschichten. Aber hier sind das eben echte Kerle. Für einen richtigen Schotten beginnt der Wind genau dann, wenn ihre Schafe die Locken verlieren.
Oben auf dem Zeltplatz bekomme ich vom Nachbarn einen großen Pott Kaffee spendiert, zusammen mit einem Croissant ein Premium Frühstück. Allerdings im Zelt. Später probiere ich nochmals die Nummer mit den sechs Eiern. Keine Möwen in Sicht.
Heute ziehe ich einen von drei Jokertagen und bleibe hier in Glencoe. Hier ist Wandergebiet. Ben Nevis und Co. Aber ohne richtigen Rucksack geht das nicht. Ich werde in eines der Seitentäler radeln, bis die erste große Pfütze mich stoppt.
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Hier ist echtes Highland und das ist single road Gebiet. Also ganz schmale Straßen mit Ausweichplätzen alle 200 m. Deswegen müssen die Menschen hier so fröhlich und glücklich sein. Es ist ein höfliches aufeinander warten, sich zuwinken und anlächeln, auf dass die Freude und die Wonne um die Wette strahlen. Oft kommt der Verkehr ins Stocken, weil jeder in seiner Verkehrsbucht stehen bleibt und keiner die Initiative ergreift. Und man sich so seiner eigenen Rücksicht erfreut und obendrein ein smiley durch die Windschutzscheibe bekommt. Man sagt das ja auch den Engländern nach und in der Schule lernt man schon, dass die Engländer perfekt und gerne Schlange stehen können. Aber das ist meiner Meinung eine völlige Fehlinterpretation. Wenn viele Menschen zusammen kommen auf engem Raum und keiner dem anderen auf keinen Fall ins Gesicht schauen will, bleibt als einzige Formation die Schlange. Denkt mal drüber nach, ihr Schlangenmenschen.
Glen Etive heisst das Tal. Da mache ich heute meinen Ausflug hin. Landschaft vom feinsten, alles tiptop. Echt gut gemacht.
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Und, ist es euch aufgefallen? Habt ihr es bemerkt?
James Bond -Skyfall haben sie hier gedreht. Aber ist eh klar. Wer Bescheid hat, der gibt auch voll die Ahnung, und der weiß das schon auch. 

Tag 14 - den Fjord hoch nach Invergary - 22. August 2022

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Ich möchte über den Berg nach Fort William und weiter nach Invergary. Aber schon nach 10 km ist der Weg versperrt durch querliegende Baumstämme. Über den ersten trage ich das Rad noch, dann sehe ich ein, dass es sinnlos ist. Da bin ich doch etwas vorsichtiger geworden. Ich muss nun doch die Küstenlinie entlang. Der Radweg verläuft am westlichen Fjordufer, östlich bahnt sich der große Verkehr den Weg nach Norden.
Auf der Karte seht ihr das: heute ist die Route 10 dran. Ich muss mit einer Fähre auf die Westseite. Das macht schon Sinn, denn es ist wunderschöner Weg direkt am Ufer. Ich muss nach Fort Wiliam rein um einzukaufen. Die Gaskartusche ist leer und ich bekomme wohl nur hier hoffentlich Ersatz. Das liegt aber wiederum auf der anderen Seite. Dafür ist eine Personenfähre bestimmt, die 4-mal am Tag übersetzt und mir vor den Augen abfährt. Also habe ich jetzt zwei Stunden Pause.
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Die Fähre ist ein rumpelnder alter Kahn. Das Fahrrad muss ich aufs Dach der Führerkabine legen. Oder wie das heisst, dort wo das riesige Lenkrad eben ist.
Heute gibt es wieder einen so komischen Camping mit adult only, vorbuchen für mindestens 2 Tage und Vorrauszahlung. Ich habe einfach mal eine Email geschrieben, und habe auch schon das OK.
Für die nächsten zwei Tage wird es eine einsame Gegend werden ohne irgendwelche Einkaufsmöglichkeiten. Ich hoffe, meine Routenplanung macht keine größeren Probleme, weil es außer alles-zurück keine Alternativen gibt.
Meine Packtaschen quellen über. Vielleicht habe ich doch zu viel Proviant eingekauft.
Es wird morgen die anstrengendste Etappe und es ist jede Menge Regen angekündigt.

Tag 15 - eine einsame Halbinsel im Westen - 23. August 2022

Unter den schottische Seuchen gibt es den Regen, die Kälte und die Midges. Diese drei. Die größte unter Ihnen sind aber diese Midges.
Das sind so 2 mm große Fliegteile, die ihren einzigen Lebenssinn darin sehen, Menschen zu beißen. Sie stechen nicht, sondern knabbern sich in die Haut. Sie riechen den Menschen am Atem, wohl das CO2. Bei Wind merkt man nichts von den Plagegeistern. Aber wehe, die Luft ruht. Dann sind sie viele. Sehr viele. Man kann ihnen nur entkommen, wenn man sich ununterbrochen bewegt - keep moving. Oder diese bescheuerten Kopfnetze. Oder man verzieht sich in Häuser oder Zelte.
Zuerst mal die nackten Fakten und klaren Zahlen: 110 km, 1500 Höhenmeter, 15 km schieben, 1 Flussüberquerung.
Die Route 11, schaut halt nach, das habe ich gestern gepostet. Das ist so eine Halbinsel, mein Ziel ganz im Westen heißt Glenshiel. Fünf Häuser und ein Campingplatz. Man kann nicht ganz mit dem Auto um diese Halbinsel herum fahren. 20 km ist als
Forstweg ausgewiesen. Schon bis zu diesem Feldweg geht eine asphaltierte Straße so 45 km lang. Drei Autos sind mir da am Morgen entgegengekommen. Ich wusste aus dem Internet, dass dieser Forstweg steil beginnen würde. 15 Grad Steigung hieß es. Aber ich bin ja sehr gescheit und denke mir, mit meinem Motor und der guten Gangschaltung komme ich da hoch. Aber der Weg besteht aus Fuß großen Schottersteinen. Keine Chance. Alles muss ich hoch schieben. Und oben geht es genauso weiter. Zwischen den großen Steinen liegt der schlammige Morast. Fast die komplette Strecke laufe ich neben dem Fahrrad her. Es regnet seit Stunden und es gilt weiterhin, dass es midges alarm gibt, sobald ich stehen bleibe. Und dann denke ich mir, so ein Déjà-vu hatte ich schon mal: da ist ein Fluss direkt vor meinem Weg. Doch der ist nicht zu groß. Ich lege mir mit ein paar größeren Steinen eine Furt und laufe fünfmal hin und her.
Über diesen Fluß muss ich rüber:
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Die Landschaft ist unglaublich schön. Aber schaut halt die Bilder, bevor ich noch sieben Adjektive mir überlegen muss. Deshalb mach ich mir ja die Mühe mit der Knipserei.
Nach gut 65km bin ich wieder auf einer asphaltierten Straße und habe bis dahin außer den drei Autofahrern keine Menschenseele gesehen.
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Ein hübsches kleines Lädchen gibt's hier mit lauter lokal hergestellten Sachen. Ich kaufe eine Portion Brownies.
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