Jetzt geht es wieder los. Ihr denkt wahrscheinlich, dass ich immer nur Urlaub mache. Gerade aus Schottland heim gekommen, Wäsche gewaschen und ab in den Süden. Aber das muss ja alles gut geplant werden: wo genau ist die Welt besonders sehenswert, wo sollte man drumherumfahren. Was soll ich anziehen und was genau kommt diesmal in den Tankrucksack? Brauche ich neue Schuhe oder sind die alten viel cooler? Welche Reifen sind die haltbarsten und mit welcher app schreibe ich meinen Blog? Da kann schon mal der Winter und der Frühling vorbeiziehen, bis so eine Grobplanung steht. Klar, wenn man sich das Jahr nur mit lauter solchen Sachen beschäftigt, kann man sich natürlich fragen, was sonst so im Leben schief gelaufen ist. Aber dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich muss jetzt los.
1.Tag 16.08.2016 los geht's nach Hause
Aus strategischen, taktischen und vor allem logistischen Gründen kann es für den ersten Tag nur ein Ziel geben: MAMA. Diese clevere Vorgehensweise beschert mir eine beschauliche Fahrt durch den Kraichgau. Gleich direkt von der Weststadt los hoch den Berg: schönste Kurven, der Bierhelderhof, der Königsstuhl. Da kriegst du natürlich die ersten Zweifel, weil es zu Hause doch am schönsten ist. Aber Mutter hat gekocht, da gibt es keine Ausreden.
Ich plane gute 3 Wochen durch die Alpen: Schweiz, Italien, Frankreich. Kleine Sträßchen, Berge, das Meer, Kaffee, gutes Wetter und gutes Essen. Der Magen fährt mit. Keine Buchungen, keine Anfahrt.
Jetzt geht es erstmal nach Heilbronn, wo ich aufgewachsen bin. Ich bin mir nicht sicher, ob das offiziell als erster Reisetag verbucht werden darf, wenn man nach Hause fährt. Auf dem Foto seht ihr meine Heimat, die Kühltürme vom Steinkohlekraftwerk malen die schönen Wolken.
Ich plane gute 3 Wochen durch die Alpen: Schweiz, Italien, Frankreich. Kleine Sträßchen, Berge, das Meer, Kaffee, gutes Wetter und gutes Essen. Der Magen fährt mit. Keine Buchungen, keine Anfahrt.
Jetzt geht es erstmal nach Heilbronn, wo ich aufgewachsen bin. Ich bin mir nicht sicher, ob das offiziell als erster Reisetag verbucht werden darf, wenn man nach Hause fährt. Auf dem Foto seht ihr meine Heimat, die Kühltürme vom Steinkohlekraftwerk malen die schönen Wolken.
2.Tag 17.08.2016 Schwarzwald
Rotweinig und mit 400g Ochsenfleisch auf guter Matratze in richtigem Bett ergibt natürlich Premiumschlaf, der dann zu unsäglicher Stunde durch den Fehlalarm des Feuermelders direkt in meinem Zimmer unterbrochen wird. Am Anfang meiner Reise ist mein Odor bestimmt noch nicht meldepflichtig. Dieses corpus delicti habe ich dann am nächsten Morgen demonstrativ auf den Früchstücktisch gelegt. Offenbar war ich das einzige Opfer dieser Sirene. Mein Vater, der alte Sparfuchs, meint nur: den muss man nicht auswechseln, der ging noch nie, also geht er noch.
Heute steht die Route Richtung Schwarzwald an und fettes Blau am Himmel. Die Wetterapp verspricht ewige Glückseligkeit. Zunächst ist die Landschaft noch heimelig, Fahrradradius zu Schulzeiten. Das erste Ziel ist Calw, eine emsige Fachwerkstatt mitten im Schwarzwald. Und da es hier mindestens noch so einen Ort geben muss mit diesen nach außen getragenen Holzkonstruktionen, nennt sich das hier deutsche Fachwerkstraße.
Am meisten freue ich mich über Entdeckungen, die meiner Googlerecherche in den Wintermonaten entgangen sind. Das kleine Flüsschen Eyach hat eine tiefe Schlucht gegraben und an einer engen Schleife liegt das Örtchen Haigerloch. Hier kann man unter senkrechten Felswenden am Bach schlendern. Berühmt ist dieser Ort wohl aber für seinen sogenannten Atomkeller. Hahn, Heisenberg und die ganze Atomgang suchten einen sicheren Platz für ihre Atomspalterei. Nicht weil sie Angst hatten, dass die Atome sich verselbstständigen und ein gewisse Eigendynamik entwickeln könnten, sondern weil sie amerikanische Bomben fürchteten. Dieser in den Felsen gehauene Keller ist heute ein Museum mit den originalen Apparaturen. Heute sind wir natürlich viel schlauer und wissen, dass man diese kleinen Atome besser nicht kaputt macht.
Der Schwarzwald wird komplett saniert oder umgebaut oder grün angestrichen. Keine Ahnung, aber ich hatte heute 5 totale Straßensprerrungen. Insgesamt 60 km Umwege und wenn heute Wochenende wäre, dann sehen die Möglichkeiten bescheiden aus: jede Menge Streckensperrungen für Motorräder, wegen dieser unterbelichteten Brüder mit Tendenz zum Krawall.
Knopfmacherfelsen war eines der ergoogelten Highlights: dort oben kann man eine komplette Schleife eines kleinen Baches namens Donau einsehen.
Und um die Ecke gibt es das Freilichtmuseum Neuhausen. Ein Dorf komplett im Zustand von 1940. Mit Schweinen, Eseln, Hühnern so wie damals. Die gute alte Zeit.
Also, dass hat heute richtig Spaß gemacht. 250 km mit dem Motorrad, viel gesehen, schöner Campingplatz. Nur eine durchnäßte Hose habe ich, weil ich die einzige realexistierende Pfütze im Schwarzwald durchpflügt habe und so in einem Schwall alles auf die Beine ging. Der Zeltplatz ist ein Traum. Es gibt eine große Zeltwiese mit lustigem, jungem Volk. Und ein Naturschwimmbad mit Sprungbrett und Rutsche. Das hat mich dann angespornt, das Zelt in 2 min aufzubauen, um noch mit den letzten Sonnenstrahlen ins kalte Nass zu rutschen.
3.Tag 18.08.2016 Schweiz
Morgens um 8:00 Uhr ist die Welt in Ordnung. Die Sonne scheint, kaum Verkehr auf den gewundenen kleinen Straßen. Es geht über Konstanz in die Schweiz. Und ich will es wie ein guter Schweizer machen: ich kaufe Vorräte für die nächsten Tage in dem billigen Deutschland.
Konstanz zeigt sich von der besten Seite. Leicht diesiges Licht spiegelt sich im Bodensee, es gibt einen lustwandelbaren Park am See. Eine große Statue begrüßt die Boote von der anderen Uferseite und wenn man die Dame genau beobachtet, dreht sie sich ganz langsam.
Es gibt eine richtig nette Altstadt und ein ordentliches Münster.
Aber es zieht mich weiter, denn die Schweiz beginnt am südlichen Stadtrand. Es gibt zwar keine Grenzkontrollen mehr, aber die haben keinen Euro und so brauche ich Franken. Das Geld kann man an dafür bestimmten Stellen aus der Wand holen. Du musst nur eine kleinen Geheimcode eingeben. Extrem praktisch. Ich weiß, ihr macht das schon lange so. Aber bei mir ist es so: da kommen Menschen zu mir nach Hause, lächeln in eine Kamera und lassen dann diese Euros da. Das ist eben noch praktischer. Überlegt mal.
Bis nach Rapertswil am Zürichsee habe ich eine wunderschöne Route durch hügeliges Voralpenland. Viele richtig alte Bauernhäuser mit diesen Holzschindeln an der Wetterseite. Ein erster Pass mit 1000 m Höhe ist zu erklimmen. Rapertswil soll sehr hübsch sein, aber jetzt kommen dunkle Wolken von Westen. Ich kürze meinen Stadtrundgang ab und jogge zum Motorrad zurück. Jetzt muss ich schnell sein. Zuerst die Regenüberschuhe, dann die Plastikhose und die Regenjacke. Die Handschuhe gegen die wasserfesten wechseln. Den Tankrucksack mit einer Haube versehen. Das Wasser kommt nun so heftig herunter, dass an Fahren nicht zu denken ist. Ich setze mich unter einen Baum und lasse mich nass regnen. Die Regenkleidung hält im Wesentlichen, aber ich habe einen offenen Helm. Damit will ich nicht fahren. Es dauert über eine Stunde bis der Regen nachläßt, da steht aber schon das Wasser auf den Straßen.
Für heute werde ich mein Touriprogramm nicht schaffen, ich will nur noch auf meinen Campingplatz in Flüelen. Dort war ich vor zwei Jahren schon einmal und bekomme auch diesmal wieder den absoluten Traumplatz direkt am See. Nur leider geht jetzt erst das Gewitter richtig los. Es geht so ein Sturm, dass ich mehrmals aus dem Zelt muss, um weitere Häringe zur Befestigung des Zeltes in den Boden zu drücken. Abends um 7:00 Uhr brauche ich meine Stirnlampe, um im Zelt klar zu kommen, so dunkel ist es. Ich bleibe für heute im Zelt und Zähneputzen kann ich morgen wieder.