Mit dem e-bike und Zelt
durch Österreich im Sommer 2024

Tag 7 - Ruhetag in Gmünd - 22. August 2024

Die Reiseleitung höchstpersönlich und noch jemand haben beschlossen, dass am siebenten Tag zu Ruhen sei. Das erinnert mich an den Mittagsschlaf zu Kindeszeiten, den die Erziehungsberechtigten einzufordern gedachten. Und das nur, weil eben die harte Erziehungsarbeit diese selber in den Ruhemodus zwang. Hätte man mich nur machen lassen, hätte ich schon vernünftigere Gründe für den Erschöpfungszustand der Eltern gefunden. Und wie gerufen meldet sich die Frau Muttern hier im Reiseblog und empfiehlt den Sabbattag. Wobei das Wort Empfehlung hier etwas irre führt, denn es gibt und gab da keinen Handlungsspielraum, wenn die Vorfahren dem Sohn den rechten Pfad weisen wollen. Ich bleibe heute in Gmünd und werde selbiges erkunden. 

Was mich morgens aus der Daunentüte treibt, ist der Hunger. Ich muss ins Städtchen, weil meine Vorräte nur noch aus den ewigen Nüssen bestehen. Ich könnte mich in ein Café setzen, aber ich hole beste Ware vom Bäcker und verziehe mich auf den Kirchplatz. Dort gibt es einen Brunnen, eine Bank und der nahe gelegene Friedhof spendet Ruhe. Nach Besichtigung der Burg und einem doppelten Mokka geht es zur Mittagsruhe auf den Zeltplatz. Ich muss mal die Schrauben am Rad festziehen. Es sind immer dieselben Schrauben, die ich trotz Loctite nicht dauerhaft fest kriege. Bei allen meinen Rädern lockern sich die Schrauben des Fahrradständers. Die Rohloffschaltung hat aufgehört Öl zu schwitzen. Der Ölsumpf ist wohl leer. Da muss ich einfach hoffen, dass die Schaltung noch 1000 km durchhält. Ansonsten die Zeitungen der letzten Tage durchstöbern und etwas dröge vor mich hin rekonvaleszieren.

Die nächsten drei Tage werden die schwierigsten werden. Morgen werden es wohl 7 Stunden zu fahren sein statt der üblichen 5. Danach kommt ein Abschnitt von 9 Stunden, wo ich keine Unterkunft gefunden habe. Ich werde vielleicht frei das Zelt aufschlagen müssen und zwischendurch in Cafés die Akkus laden. Vielleicht kommt es aber ganz anders und ich kann die Strecken nicht fahren und muss Umwege finden. Es geht viel auf Schotter durch die italienischen Alpen. Für diese Wege habe ich ganz wenig Information gefunden, ob man mit einem Schwerlastfahrrad durchkommt.

Tag 8 - weiter nach Süden Richtung Italien - 23.08.2024

Heute ist der erste Tag, an dem kein Regen angekündigt ist. Ich muss für 2 Tage einkaufen, denn auf den ausgewählten Sträßchen wird erst morgen Nachmittag ein Laden zu finden sein. Der Aldi macht erst um 8:00 Uhr auf. Also gibt es zuerst an der Ufer Promenade von Seeboden ein Frühstück. 
Bei der nächsten Bergabfahrt verabschiedet sich die Hinterradbremse. Die Beläge haben genau 7 Tage gehalten. Vom Erfahrungswert halten neue Beläge mindestens 3 Wochen Urlaub schon aus. Jetzt waren das entweder die vielen nassen Abfahrten, die den hohen Verschleiß erklären, oder wahrscheinlicher habe ich Fake Beläge bekommen. Das war so ein extrem günstiger 4-er Pack. Einmal Ersatzbeläge vom Fachhändler habe ich mit und den baue ich jetzt auch ein. Aber ich muss schon nach einem Fahrradladen schauen, um die Bestände wieder aufzufüllen. 
Das war lang heute. Aber bei gutem Wetter ist es leichter. Der Zeltplatz ist was besonderes. Da ist ein Naturschwimmbad und zwei Hühner, die das Gelände erkunden. Jetzt bin ich heute gleich zweimal schwimmen gegangen. In der Gail, das ist hier das Gailtal und die schönste Frau im Tal ist die Gailtalerin. Ist ein kaltes Flüsschen mit einsamen Kiesel Stränden. Morgen bin ich sehr gespannt. Die nächste Unterkunft ist eine Berghütte, bis zu der ich 9 Stunden bräuchte und mal für mindestens 1,5 Stunden Akkus zwischendurch laden müsste in der einen oder anderen Bar. Da werde ich vorher ein Plätzchen finden müssen. Die Tour von heute.

Tag 9 - über Bergpässe nach Italien - 23. August 2025

14 km geht es auf herrlich steilem Schotter Richtung Italien. Die ersten 900 HM habe ich auf einer bewirtschafteten Alm geschafft. Ich gönne mir Cappuccino mit Käsebrot. Ich habe das total verdattelt, dass morgen Sonntag ist und ich heute vielleicht auch nichts einkaufen kann.

Es geht im besten Alpenpanorama über die Grenze. Das merke ich nur daran, dass mein Telefon einen Roaming Hinweis bekommt. Kein Schlagbaum, kein Schild. Tschengenplansollübererfüllung. Ich bin jetzt in Südtirol. Spricht man hier italienisch?

Posso carciare le batterie. Habe ich mir aus diesem Internet zusammengeklaubt. Ja, ich darf. Das Fahrrad kriegt Elektrizität und ich Gnocchi mit Pilzen. Ich habe die ersten beiden Berge geschafft. 1600 HM waren das und zwei Akkus sind fast leer. So wie gestern am Ende der Tour. Wenn ich nochmal 900HM schaffe, kann ich frei Zelten. Nochmal 600 HM gibt es die Marinelli Hütte mit Übernachtungsmöglichkeit. Davor liegt ein Straßenabschnitt, den sowohl Google als auch Komoot als nicht befahrbar deklariert. Ganz normaler Asphalt. Bin gespannt. Dann geht es richtig steil bergauf mit 20%. Falls das grober Schotter ist, muss ich schieben. Hauptsache, ich komme durch. Jetzt krieg ich erstmal Gnocchi.
Danach Eiscafe, dann Espresso. Muss 1,5 Stunden rumkriegen.

Schotterwege durch die Karnischen Alpen

Ich habe es geschafft. Plansollübererfüllung. Die ganze Strecke zur Hütte Marinelli. Zuerst ging es tief runter ins Tal. Hier spürt man die Hitze, die den ganzen Sommer in Italien herrscht. Dann muss ich die einzigen 15 km des Tages auf Asphalt fahren. 

Der Plöckenpass ist gesperrt, aber ich kann genau noch zu der Stelle fahren, ab der es wieder auf Schotterwegen in die Berge geht. Es gab so ein Autobahnschild ziemlich unmotiviert auf dieser Pass Straße. Deswegen will Google und Co ein Fahrrad da nicht durchlassen. Im grandiosen Alpenpanorama geht der schmale Weg sehr steil zur Hütte hoch. Ich bin immer im kleinsten Gang und habe den Motor auf höchste Unterstützung. Man braucht einfach eine gewisse Geschwindigkeit auf den groben Steinen, sonst steigt man immer wieder vom Rad. Und das Anfahren am Berg ist dann arg schwer für mich. Ich kann alles fahren bis auf den letzten Kilometer. Da muss ich eben schieben. Oben auf der Hütte überlege ich, ob ich hier übernachten soll. Es gibt einen Zeltplatz 15km weiter und dahin geht es ausschließlich bergab. Ich will lieber im Zelt schlafen und fahre ab. 

Ich soll mich im Urlaub nicht aufregen. Aber manchmal ist einem eben danach ganz gepflegt zu eskalieren. Der Camping Chief CC. Oder andersherum: der Reisende bei seiner Ankunft. Kann es sein, dass er im weiteren Verlauf seiner Anwesenheit das Bedürfnis verspürt, den Mühsal des Tages durch eine Dusche abzuspülen? Soll vorgekommen sein. Doch dieser CC hält das für ausgeschlossen. Nur so lässt sich diese Situation erklären, dass man in der Dusche steht, gewöhnlich ganz nackert und feststellt, dass kein Wasser kommt. Also wieder rein in die Buchs und die nächste Nasszelle auf ihre Funktionalität prüfen. Wieder niente. Du brauchst ein Getoni. Nicht 1 Euro. Ein Getoni für 1 Euro ist beim CC zu erwerben. Warum bitteschön kann dieser CC nicht beim Vorstellungsgespräch auf diese Sachgemengelage hinweisen? Und dann die Klos. Alles Stehklos. Es gibt ein Pro und ein Contra. Aber ich kann heute Abend nicht mehr geradeaus laufen, geschweige denn eine Problemzonengymnastik machen.

    Zum Abschluss die Daten: ich bin fast 8 Stunden geradelt. Gut 4 Akkus habe ich leer gekriegt. 3200 HM bin ich hochgeradelt. Meine Hausübungstrecke in Heidelberg hoch zum Königsstuhl müsste ich 8 mal radeln für den Höhenunterschied. Komoot hat die Tour verhackstückelt in 3 Teilen. Wer sich das antun will, bitte schön: Teil 1   Teil 2    Teil 3   

Hier geht es weiter durch Italien zu Teil 4