Tag 17 - Wanderungen in der Balagne - 6. September 2017
Was man halt so gefragt wird am Wegesrand . Nach der Uhrzeit, einem Café oder ob ich denn den rechten Pfad wüßte. Gerne bin ich behilflich, um ein zivilisiertes und kultiviertes Miteinander zu ermöglichen. Aber nach einer Kirche, in der ein 8-stimmiger Männerchor auftreten könnte? Der Herr Pfarrer hat das auch in ordentlichem Deutsch hinbekommen. Ich habe mich natürlich als absoluter Fan der korsischen Obertonmusik und Hirtengesänge geoutet und dass ich ab jetzt alle Kirchlein auf akustische Eigenschaften hin Probe singen würde. Zweistimmig.
Die Aktivitäten heute sind geruhsamer Natur. Dörflein, Wanderungen und ein paar Kilometer mit dem Töff. Zuerst zu dem kleinen Lebensmittelladen in Lumio. Der geizige Krämer hat gestern schon meine Obsttüten umsortiert, weil ich manchmal etwas oversized habe. Er hat dann umgetütet und die benutzten Papiertüten wieder fein glatt gestrichen. Heute hat er alle 4 Tüten wieder eingesammelt und alles in eine Plastiktüte. Tomaten, Croissant, Milch, Käse. Nach ein paar Kilometer Rüttelpiste habe ich dann best of korsisch püree.
Auf Korsika gibt es keine Reisebusse, keine großen Wohnmobile oder Wohnwägen. In den kleineren Ortschaften gibt es sehr wenige Hotels oder B&B. Camping ist hier sehr verbreitet, und man findet auch viele junge Menschen mit Rucksack und den typisch französischen Popupzelten. Der Aufbau in Sekunden. Popzurück ist natürlich ein Riesenspektakel, das ich immer wieder gerne mir anschaue. Wandern ist wieder Trendsportart. Mit dem iPhone am Oberarm wird getrackt, die Fahrräder sind full suspension und die Berge kann man sich per rafting oder canyoning herunterstürzen. Oder natürlich gumpjumpen. Aber es gibt auch viele traditionelle Wanderer mit Landkarte in der Hand und dem großen Rucksack. Für mich auch absolutes Motorradland, aber auf den Campings Fehlanzeige.
Heute will ich mir was gönnen, ein Mittagessen tres lecker tres cher. Restaurant artisanal. Die Speisen fangen mit 20 € an. Ich nehme das Risotto. Risotto war das einzige Wort, das ich auf der Speisekarte kannte. Mit Loriot gesprochen: das ist aber übersichtlich. Mit Olaf: das Auge sieht mit. Leider. Das Essen ist ein schwarzer gelartiger Haufen. Ich glaube, da waren Meerestiere drin. Irgendwie fehlte noch, dass dieses Gekröse angefangen hätte zu zappeln. Jetzt rumort es aber im Magen-Darm-Trakt. Posthumes Aufbegehren der Bewohner des Tyrrhenischen Meers. Hitzewallung kompensiere ich mit Hyperventiliation. Ich muss in den Powderroom, um die schwarze Farbe von den Lippen zu bekommen. Es schmeckte einfach nur versalzen und es war ganz bestimmt in den letzten 100 Jahren das erste Mal, dass ich nicht aufgegessen habe. Ich leiste mir noch einen Pastis, um Flora und Fauna in der Mündhöle zu desinfizieren. Ich bin eben Bratwurst-Pommes.
Wir wollen häufig dort hin, wo schon viele andere sind. Das ist unser Herdentrieb. Ganz so blöd werden die vielen anderen Menschen davor auch nicht sein, also probiere ich das auch mal aus. Ihr müsst das mal an einer Ampel beobachten. 2 Spuren, links stehen schon zwei bei Rot. Das dritte Auto stellt sich hinten an. Bestimmt, das ist ein ganz lieber Mensch. Ich denke, von so jemanden würde ich eine Lebensversicherung abkaufen.
Es gibt Orte, da will plötzlich keiner mehr sein. Da geht der eine Kerl weg, vielleicht Liebeskummer, da geht die andere Frau hinterher, vielleicht späte Reue. Dann wieder einer, der Reue doof findet. Und so weiter und schwups ist das ganze Dorf leer und keiner weiß hinterher, warum hier keiner sein will. Und das wiederum finden die Menschen wieder total interessant, was nun so Schlimmes im Dorf passiert sein mag. Weil jeder von uns hat auch einen Keller, und da tun wir gerne gruseln. Und so einen Ort gibt es hier eine Stunde zu Fuß oberhalb meines Lumios. Da ist dieses Occi und keiner wohnt mehr da, es verfällt langsam vor sich hin. Überall drumherum das blühende Leben, hier nur Ruinen. Wir schauen das so gerne an, die Vergänglichkeit und den Verfall und das Alter. Es gibt ja Menschen, die kommen mit ihrem Alter nur klar, wenn sie dem eigenen Partner beim Verfall zuschauen können. Das schweißt zusammen, die können nicht ohne einander.
Es gibt Orte, da will plötzlich keiner mehr sein. Da geht der eine Kerl weg, vielleicht Liebeskummer, da geht die andere Frau hinterher, vielleicht späte Reue. Dann wieder einer, der Reue doof findet. Und so weiter und schwups ist das ganze Dorf leer und keiner weiß hinterher, warum hier keiner sein will. Und das wiederum finden die Menschen wieder total interessant, was nun so Schlimmes im Dorf passiert sein mag. Weil jeder von uns hat auch einen Keller, und da tun wir gerne gruseln. Und so einen Ort gibt es hier eine Stunde zu Fuß oberhalb meines Lumios. Da ist dieses Occi und keiner wohnt mehr da, es verfällt langsam vor sich hin. Überall drumherum das blühende Leben, hier nur Ruinen. Wir schauen das so gerne an, die Vergänglichkeit und den Verfall und das Alter. Es gibt ja Menschen, die kommen mit ihrem Alter nur klar, wenn sie dem eigenen Partner beim Verfall zuschauen können. Das schweißt zusammen, die können nicht ohne einander.
Morgen um diese Zeit stecke ich schon in der Fähre. Noch eine Nacht im Zelt. Kommt mir endlos lange vor, dass ich auf der Hinfahrt in diesem Architekurmuseum war. Für die Rückfahrt hatte ich 2-3 Tage ausgedacht. Jetzt sagt aber der Wetterbericht für Samstag eine Regenkatastrophe voraus. Ich hätte aufessen sollen. Eigentlich sind 750 km direkt nach Heidelberg zu viel. Aber wegen 200km weniger eine Nacht im Regen ausharren?
Tag 18 - An der Küste zurück nach Bastia - 7. September 2017
Der Zipfel von Korsika ist rechts oben. Es wäre eine Halbinsel, aber das gibt es nicht bei Inseln. Glaubt mir einfach. Jedenfalls fahre ich da heute drum herum, links immer das Meer, rechts drehe ich, damit es schneller geht. Bergnester und Fischerdörfer. Mit noch richtig Fischerbooten. Abends wird gegessen, was am Morgen an Land gebracht wurde.
Wenn euch das hier mit Korsika so mittelgut gefallen hat, dann reißen es die neuen Fotos hier auch nicht mehr raus. Aber ich werde ganz wehmütig. Ich muss hier unbedingt bald wieder hin. Ich frage mal die Gabi. Bei Gelegenheit.
Wenn euch das hier mit Korsika so mittelgut gefallen hat, dann reißen es die neuen Fotos hier auch nicht mehr raus. Aber ich werde ganz wehmütig. Ich muss hier unbedingt bald wieder hin. Ich frage mal die Gabi. Bei Gelegenheit.
Ihr habt jetzt hier gelernt, dass alle Korsen große Hakennasen haben und ständig Anisschnaps trinken. Sie sitzen den ganzen Tag auf den Bänkchen und sind schneller beleidigt als eine Kastanie braucht, um vom Schemel zu fallen. Die Eselsalami ist so frisch, dass man den Gaul noch schreien hört. Wer den Asterix auf Korsika gelesen hat, wußte das schon vorher, aber ich habe das auf eine wissenschaftliche Basis gebracht.
Ich sitze schon im Bauch dieser Riesenkonserve und habe vollprofimäßig einen Liegestuhl ergattert. Morgen muss ich noch durch diesen 20 km langen Gotthardtunnel, wovor mir ordentlich graut. Wahrscheinlich baue ich wieder eine systematische Blechlawine hinter mir auf, so dass das Schengen Abkommen hinfällig wird.
Den rechten Koffer habe ich mit Tomaten gefüllt. Vielleicht ergeben sich da ganz neue Geschäftsfelder, oder ihr kommt Samstag und wir schnippeln einen korsischen Salat. Schafskäse ist auch noch da.
Den rechten Koffer habe ich mit Tomaten gefüllt. Vielleicht ergeben sich da ganz neue Geschäftsfelder, oder ihr kommt Samstag und wir schnippeln einen korsischen Salat. Schafskäse ist auch noch da.