Tag 11 - Wanderung im Bavellagebirge - 31. August 2017
Morgens um acht ist die Welt in Ordnung. Ich war schon beim Bäcker den Proviant einkaufen und stehe am Bavellapass und nun muss ich mich entscheiden, links hoch oder rechts hoch. Rechts ist Schatten, es geht zu Pranelli Hütte. Hoch und runter, tiefe Ausblicke auf die Zinnen des großen Gebirgszugs. Korsika ist anders, abwechslungsreicher als die Alpen. Jeden Moment eröffnet sich eine neue Szenerie, die Landschaft hat ihren ganz eigenen Charakter. Die Felsen lassen sich durch Wind und Wetter zu bizarren Kunstwerken formen. Einige Wolken haben sich schon versammelt und hängen an den Berggipfeln fest. Pünktlich zum letzten Augusttag kommt der Wetterwechsel.
Oben auf dem Berg kommen die ersten Regentropfen seit 10 Tagen, dafür kann ich von hier oben schon Sardinien sehen. Und so ein Mufflon ist mir vor die Linse gehüpft. Da waren wir beide ganz baff.
Nach 5 Stunden marschieren bin ich zurück und fahre im Regen auf den Zeltplatz. Den Nachmittag vertrödele ich im Zelt, es regnet. Gestern habe ich ein uriges kleines Restaurant entdeckt mit rein korsischen Gerichten. Da soll es heute Abend hingehen, muss mich noch schön machen. Und der Regen sollte aufhören.
Nach 5 Stunden marschieren bin ich zurück und fahre im Regen auf den Zeltplatz. Den Nachmittag vertrödele ich im Zelt, es regnet. Gestern habe ich ein uriges kleines Restaurant entdeckt mit rein korsischen Gerichten. Da soll es heute Abend hingehen, muss mich noch schön machen. Und der Regen sollte aufhören.
Der salade du chevre war ein echtes Highlight, nicht nur immer diese Pizzen. War eine richtig gemütliche Kneipe. Darf man eigentlich um 9:00 schlafen gehen? Oder ist man dann irgendwie?
Tag 12 - Bonifacio - 1. September 2017
Heute Nacht gab es ein gewältiges Gebirgsgewitter und so mancher Zeltler ist im Auto aufgewacht. Die Luft heute morgen ist zum durchatmen, nur der ganze Staub der trockenen Monate ist verklebt auf dem Zelt. Selten war das ganze Equipment, Motorrad und der Fahrer so verdreckt. Habe ich euch schon erzählt, dass man diese chromblitzenden Kaffeevollautomaten ständig putzen und polieren muss?
Heute geht es zur Südspitze von Korsika, nach Bonifacio. Das ist nur 60 km entfernt, deshalb habe ich auch ein bisschen Zeit noch in den Bergen und mache gemütlich die Einkäufe und den morgendlichen gran cafe au lait.
Bonifacio liegt an sehr zentraler Stelle im Mittelmeer, man ist in einer Stunde mit der Fähre auf Sardinien. Seit dem Mittelalter gibt es diese Festungsanlage, deren Besitz ständig zwischen Pisa und Genua wechselte. Am Ende gewann Genua 3:2, wobei jedesmal die Stadt niedergerissen und die Bevölkerung ausgewechselt wurde. Ab 1400 ist dann alles Genuesisch, aber bevor hier Langeweile aufkommt, kam dann die Pest und hat wiederum die Stadt fast völlig ausgelöscht. Der Streit zwischen den italienischen Städten ist heute noch emotionaler, wird aber durch Fußball ausgetragen. Das nenne ich mal Fortschritt. Wenn man die Geschichte von Korsika versucht in Wikipedia nachzuvollziehen, ist es immer ein ständiger Zankapfel der Supermächte. Und falls mal ein paar Jahre Frieden waren, so meuchelten sich die Korsen selber hin. Bis zur Zeit der Weltkriege gab es wohl jedes Jahr 1000 Vendetta-Morde. Und falls ihr es nicht wißt: der französische Oberschlachtmeister Napoleon war Korse.
Heute geht es zur Südspitze von Korsika, nach Bonifacio. Das ist nur 60 km entfernt, deshalb habe ich auch ein bisschen Zeit noch in den Bergen und mache gemütlich die Einkäufe und den morgendlichen gran cafe au lait.
Bonifacio liegt an sehr zentraler Stelle im Mittelmeer, man ist in einer Stunde mit der Fähre auf Sardinien. Seit dem Mittelalter gibt es diese Festungsanlage, deren Besitz ständig zwischen Pisa und Genua wechselte. Am Ende gewann Genua 3:2, wobei jedesmal die Stadt niedergerissen und die Bevölkerung ausgewechselt wurde. Ab 1400 ist dann alles Genuesisch, aber bevor hier Langeweile aufkommt, kam dann die Pest und hat wiederum die Stadt fast völlig ausgelöscht. Der Streit zwischen den italienischen Städten ist heute noch emotionaler, wird aber durch Fußball ausgetragen. Das nenne ich mal Fortschritt. Wenn man die Geschichte von Korsika versucht in Wikipedia nachzuvollziehen, ist es immer ein ständiger Zankapfel der Supermächte. Und falls mal ein paar Jahre Frieden waren, so meuchelten sich die Korsen selber hin. Bis zur Zeit der Weltkriege gab es wohl jedes Jahr 1000 Vendetta-Morde. Und falls ihr es nicht wißt: der französische Oberschlachtmeister Napoleon war Korse.
Schon um 11:00 Uhr bin ich am Camping und war bereit als standard- korsika- user mein Touriprogramm aufzunehmen. Nur leider schaffe ich es nicht mehr von der Reception zum Zeltplatz. Das Motorrad ist platt. Der Hinterradreifen hat keinerlei Luft mehr. Jetzt tief durchatmen. Erstmal gut, dass das nicht bei Tempo 70 passiert ist. Auch gut, dass direkt gegenüber eine Tankstelle mit Service ist. Ich fülle Luft nach und höre schon das Pfeifen. Der Reifen bleibt platt. Ich frage beim Service nach, der sieht sich nicht bereit zu helfen, solange ich nur 2 Räder habe. Aber 200m weiter wäre eine Reifenwerkstatt. Da ich nicht auch noch die Felgen zerstören will, laufe ich neben dem Motorrad her und lasse die Kupplung schleifen. Aber auch in der Reifenwerkstatt kann man nicht helfen. Von fünf Angestellten spricht keiner auch nur ein Wort Englisch. Dafür immer wieder das urdeutsche Wort: ADAC. Nur bringt mir das jetzt auch nicht weiter, denn ich brauche eine echte Schrauberwerkstatt mit Herz für alte Mopeds. Der Reifen ist nicht wie üblich schlauchlos, sondern hat wie ein Fahrradreifen einen Schlauch. Vor 20 Jahren hätte es auch hier eine Werkstatt gegeben, die das einfach flickt. Da braucht es eigentlich keine neuen Mantel oder Schlauch. Aber jetzt bin ich erstmal ratlos.
Ich turne neben dem Motorrad zurück zum Camping und frage Madame, ob Sie mir eine Werkstatt ergoogeln kann. Sie ist auch gleich sehr hilfsbereit und nach einigen Minuten habe ich einen Schrauber am Telefon, dem ich die Maße des hinteren Reifens durchgebe und der nach kurzer Absprache für 95,- Euro bereit ist, mich in 2 Stunden abzuholen. Immerhin. Ich erspähe eine fette Schraube, die sich in das Gummi gebohrt hat. Ist wohl einfach Pech. Ich packe meine Sachen, zahle den Camping und sitze nun am Straßenrand und warte auf den korsischen Engel.
Ich turne neben dem Motorrad zurück zum Camping und frage Madame, ob Sie mir eine Werkstatt ergoogeln kann. Sie ist auch gleich sehr hilfsbereit und nach einigen Minuten habe ich einen Schrauber am Telefon, dem ich die Maße des hinteren Reifens durchgebe und der nach kurzer Absprache für 95,- Euro bereit ist, mich in 2 Stunden abzuholen. Immerhin. Ich erspähe eine fette Schraube, die sich in das Gummi gebohrt hat. Ist wohl einfach Pech. Ich packe meine Sachen, zahle den Camping und sitze nun am Straßenrand und warte auf den korsischen Engel.
Ziemlich pünktlich kommt ein Pickup vor den Camping und so ein Luis de Funes steigt aus. Er legt eine etwa 20cm breite Rampe vom Auto. Da soll ich jetzt hoch. Jetzt keine Spirentzien, er stabilisiert hinten und ich halte das Motorrad, kuppele und gebe Gas. Oben landet das Motorrad in einem Haufen alter Reifen und wird festgespannt. Wir heizen los und quitschen uns durch die Kurven. Ab und an bremst er auf eine gutbürgerliche Geschwindigkeit und murmelt RADAR zu mir. Nach 30 km kommen wir zu seiner Werkstatt und spätestens als ich sehe, dass sie einen Ersatzschlauch in den richtigen Abmessungen haben, weiß ich, dass es weitergehen wird. Der Ausbau des Hinterrads ist bei der Triumph nicht einfach, weil auch die Auspuffanlage demontiert werden muss. Hat mir mein Mannheimer Händler so erklärt, deswegen will er 120,- € dafür. Der Mechaniker hat in einer halben Stunde das Rad herunter, den Mantel heruntergewuchtet, den neuen Schlauch eingefügt und alles wieder rückwärts. Kostet 30,-€ plus 25,-€ für den Schlauch. Wahrscheinlich hätte man mich in Deutschland so gar nicht mehr fahren lassen, denn der Mantel hat ja jetzt ein Loch. Und zudem hätte das Hinterrad für einen EU- konformen Zustand wieder ausgewuchtet gehört. Ich gebe einen stillen Jodler von mir und nehme diese etwa 6 cm lange Schraube zu meiner Devotionaliensammlung.
Ich habe euch die Fotos von Bonifacio versprochen und deswegen marschiere ich jetzt da hoch. Die Aktion mit dem Reifen hat 5 Stunden gedauert und ich bin wieder auf den Camping zurückgefahren. Der Ort liegt auf einem steil abfallenden Kreidefelsen und wird irgendwann im Wasser versinken. Den besten Blick hat man vom Meer aus. Heute nicht. Zuerst muss man durch den Hafen mit den vielen Segelbooten, eine Fressmeile überstehen und dann die Treppen hoch in die befestigte Innenstadt. Die Touristenströme schaffen es nicht, der Stadt ihren Charme zu nehmen. Vielleicht weil man nirgendwo etwas restauriert, sondern alles dem Verfall überläßt. In der Enge der Befestigungsanlage entspannt sich ein wildes Netz von Gassen. Die Häuser sind mit Steinbrücken verbunden, in denen das Regenwasser zu einer gemeinsamen Zisterne fließen soll.
Die eigentliche Sehenswürdigkeit für mich ist der Friedhof. Spitzenklasse. Für mich kommt der Friedhof von Bonifacio unter die Top 3. In allen Disziplinen Andacht, Geistig und Totendingens volle Punktzahl. Hier könnte ich mich totknipsen. Haha.
Manchmal bin ich schon erstaunt, was alles so in einen Tag passt. Aber jetzt ist der Akku leer und der Schlafsack ruft.