Tag 5 - Wanderung ins Tavignanotal - 25. August 2017
Uii, ich habe verschlafen. War wohl doch viel, die 4 Tage auf dem Moped. Oder das dritte Pietra? Um mich herum klappert und plappert es, also freue ich mich auf mein Honigbaguette und Capuccino.
Der Campingplatz ist so ein echtes Idyll, die terrasierten Plätze unter den Oliven- und Kastanienbäumen. Spät am Abend habe ich erst kapiert, dass es einen richtigen Holzofen zum Pizzabacken gibt. Gleich um den Camping liegt eine Badegumpe des Tavignano mit 50m Sandstrand. Der Platz ist auch sehr praktisch gelegen: um zwei Ecken herum stehe ich in der Altstadt und heute liegt der Startplatz meiner Wanderung ins Tavignanotal direkt an meinem Zelt. Also mal los, es wird schon langsam heiß.
Der Weg geht langsam aufwärts auf sandigem Boden durch Kiefernwälder. Langsam verfalle ich in einen gleichmäßigen Trott und grübel vor mich hin. So eine Wanderung ist ja immer auch eine Wanderung ins Ich und wenn ich dann merke, dass das zu wenig hergibt, komme ich zu anderen Themen, wie z.B Gott, die Welt und der französische Fußball. Letzerer liegt im argen, er dümpelt vor sich hin. Die besten Fußballer aus Frankreich spielen nicht für die Tricolore wegen Skandalen und Schmollereien. International sagen wir mal Vorrunde und Schluß.
Nicht mal der französische Fußballmeister kommt dieses Jahr aus Frankreich. Weil die aus dem Königreich Monaco eben besser kicken als die ganzen Pariser, auch wenn sie noch so von den Scheichs bezahlt werden. Vielleicht gerade deswegen, weil ich glaube, die Welt ist ja doch ganz gut. Versteht ihr mich?
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Franzose an sich immer an sein Genie glaubt. Und am Praktischen mangelt es dann. Es muss eben auch die Infrastruktur stimmen. Weit hinter den Schlachtlinien werden die Kriege gewonnen. Ich habe mich auf französischen Fußballplätzen umgeschaut und ein bisschen teutonisches Ballgefühl zelebriert. Der Platz selber war so in hellem Braun gehalten, in Deutschland wird Grün bevorzugt. Ich habe gegen mich selber gespielt und wieder haushoch gewonnen. Das muss dann auch gefeiert werden, seht selber:
Nicht mal der französische Fußballmeister kommt dieses Jahr aus Frankreich. Weil die aus dem Königreich Monaco eben besser kicken als die ganzen Pariser, auch wenn sie noch so von den Scheichs bezahlt werden. Vielleicht gerade deswegen, weil ich glaube, die Welt ist ja doch ganz gut. Versteht ihr mich?
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Franzose an sich immer an sein Genie glaubt. Und am Praktischen mangelt es dann. Es muss eben auch die Infrastruktur stimmen. Weit hinter den Schlachtlinien werden die Kriege gewonnen. Ich habe mich auf französischen Fußballplätzen umgeschaut und ein bisschen teutonisches Ballgefühl zelebriert. Der Platz selber war so in hellem Braun gehalten, in Deutschland wird Grün bevorzugt. Ich habe gegen mich selber gespielt und wieder haushoch gewonnen. Das muss dann auch gefeiert werden, seht selber:
Tag 6 - Mit der Eisenbahn quer durch Korsika - 26. August 2017
Gestern kein Motorrad und heute will ich durchs Korsische Hochgebirge fahren, auch ohne Motorrad: mit der korsischen Eisenbahn. Das stelle ich mir so ähnlich vor wie die auf Lummerland. Morgens muss ich noch bisschen Wäsche waschen, da es keine Automaten gibt ganz mit der Hand. Aber richtig sauber muss ja nicht. Mit der Wäscheleine muss ich auch improvisieren. Zugabfahrt ist 9:43 und ich sollte los.
Ich bin viel zu früh am Schalter. Jetzt gibts da eine Schlange und ganz vorne Probleme, die sich auch durch Lautstärke irgendwie nicht lösen lassen. Bei der nächsten Gruppe geht die Kartenzahlung nicht und es ist schon 9:40 Uhr. Bei mir klemmt jetzt tatsächlich die Klappe fürs Bargeld und es muss ein anderer Schlüssel besorgt werden. 9:43 Uhr stürzte ich auf die Gleise, platform 1 wird schon das Gleis direkt am Bahnhofsgebäude sein, ich drücke auf den Türöffner des abfahrtbereiten Zug und schaffe es doch noch in den Zug. Durchatmen und den letzten Fensterplatz ergattern. Alles stimmt, nur die Sonne nicht. Ihr ahnt es schon: falsche Richtung. Es ist schon eine gewisse Leistung, auf einem Bahnhof den falschen Zug zu nehmen, wenn im Schnitt alle Stunde einer abfährt.
Ich frage das englische Pärchen hinter mir und die haben einen Zugplan. Auch der Schaffner ist recht nett und alle helfen dem Herrn mit den grauen Strähnchen. Am Ende des Tages habe ich halb Korsika mit dem Zug bereist. Die Zugdurchsagen sind auf astreinem korsisch, so dass wir zwar nicht erfahren, wo wir aussteigen sollen, dafür aber, was für ein stolzes Volk hier lebt.
Korsika sieht ganz anders aus, wenn man in der klimatisierten Schmalspurbahn sitzt. Großteils besteht Korsika nur aus Gestrüpp. Wenn man nicht gerade seinen Zug verpasst hat, ist es natürlich duftende Macchia.
Das Ziel ist schließlich Vizzavona, wo ich vor 30 Jahren schon einmal war. Damals bin ich diesen bekannt Weitwanderweg GR20 gelaufen. Von Süd nach Nord 12 Tage marschieren. Nach 6 Tagen trifft man das erste und letzte mal auf eine bewohnte Siedlung, eben dieses Vizzavona, wo man auch Proviant einkaufen kann. Nach den 6 Tagen den 20 kg schweren Rucksack 10 Stunden täglich geschleppt zu haben, war Vizzavona die große Versuchung, der es zu widerstehen galt: einfach in den Zug und ein paar Stunden später am Strand von Calvi zu liegen. Heute dagegen liege ich nach einem 1- stündigen Spaziergang an einer Badegumpe und weiß, dass ich heute Abend der Versuchung nicht widerstehen werde, das große Steak vom Campinggrill zu nehmen. Man muss sich ja über die Jahre auch weiterentwickeln.
Ich bin viel zu früh am Schalter. Jetzt gibts da eine Schlange und ganz vorne Probleme, die sich auch durch Lautstärke irgendwie nicht lösen lassen. Bei der nächsten Gruppe geht die Kartenzahlung nicht und es ist schon 9:40 Uhr. Bei mir klemmt jetzt tatsächlich die Klappe fürs Bargeld und es muss ein anderer Schlüssel besorgt werden. 9:43 Uhr stürzte ich auf die Gleise, platform 1 wird schon das Gleis direkt am Bahnhofsgebäude sein, ich drücke auf den Türöffner des abfahrtbereiten Zug und schaffe es doch noch in den Zug. Durchatmen und den letzten Fensterplatz ergattern. Alles stimmt, nur die Sonne nicht. Ihr ahnt es schon: falsche Richtung. Es ist schon eine gewisse Leistung, auf einem Bahnhof den falschen Zug zu nehmen, wenn im Schnitt alle Stunde einer abfährt.
Ich frage das englische Pärchen hinter mir und die haben einen Zugplan. Auch der Schaffner ist recht nett und alle helfen dem Herrn mit den grauen Strähnchen. Am Ende des Tages habe ich halb Korsika mit dem Zug bereist. Die Zugdurchsagen sind auf astreinem korsisch, so dass wir zwar nicht erfahren, wo wir aussteigen sollen, dafür aber, was für ein stolzes Volk hier lebt.
Korsika sieht ganz anders aus, wenn man in der klimatisierten Schmalspurbahn sitzt. Großteils besteht Korsika nur aus Gestrüpp. Wenn man nicht gerade seinen Zug verpasst hat, ist es natürlich duftende Macchia.
Das Ziel ist schließlich Vizzavona, wo ich vor 30 Jahren schon einmal war. Damals bin ich diesen bekannt Weitwanderweg GR20 gelaufen. Von Süd nach Nord 12 Tage marschieren. Nach 6 Tagen trifft man das erste und letzte mal auf eine bewohnte Siedlung, eben dieses Vizzavona, wo man auch Proviant einkaufen kann. Nach den 6 Tagen den 20 kg schweren Rucksack 10 Stunden täglich geschleppt zu haben, war Vizzavona die große Versuchung, der es zu widerstehen galt: einfach in den Zug und ein paar Stunden später am Strand von Calvi zu liegen. Heute dagegen liege ich nach einem 1- stündigen Spaziergang an einer Badegumpe und weiß, dass ich heute Abend der Versuchung nicht widerstehen werde, das große Steak vom Campinggrill zu nehmen. Man muss sich ja über die Jahre auch weiterentwickeln.
In den Alpen hat jede Wanderung nur ein Ziel: ganz oben, der Gipfel. Hier sind die Ziele immer diese Gumpen, in denen man baden kann. Reicht häufig nur für 1-2 Schwimmzüge und schrecklich kalt ist es obendrein. Aber der Mensch braucht halt Ziele. Und Korsika hat diese Gumpen. Überall, in jedem Tal, in jedem Fluss. Ist wohl so ein Gesteinsdingens. Alles komplett vergumpt. Wahrscheinlich ist hier das vergumpteste, was es gibt. Überhaupt.