Tag 15 - An die Nordküste - 4. September 2017
Früh morgens in der Kälte bin ich aufgebrochen von Evisa und mit jedem Höhenmeter Richtung Küste kommt die Wärme in die Knochen. Die Küstenstraße ist ein wildes Felsenspektakel mit Blicken auf einsame Buchten. Die kleinen Sandstrände ganz unten sind nicht mit dem Fahrzeug erreichbar. Entweder quält man sich mit längeren Märschen oder nimmt eines dieser Ausflugsboote zu seinem Lieblingsstrand. Ich bevorzuge immer noch die Gumpen und habe mir eine kleinere Wanderung ausgesucht, die einen Fluss begleitet und jederzeit eine Bademöglichkeit bietet. Die Sonne ist schon noch recht stark, und so suche ich mir ein Schattenplätzchen unter einem Olivenbaum für die Mittagsstunden. Danach geht es noch auf einem winzigen Küstensträßchen in die Balagne. Es ist hier eine ganz einsame Ecke, keine Dörfer, alle 10 km eine Bar, und allgegenwärtig die Macchia. Die Felsen gehen steil ins Meer, und so gibt es auch keine Strände. Auf der holprigen Straße sind nur die Touristen unterwegs, die wie ich von dieser Menschenleere beeindruckt sind.
Tag 16 - Rundfahrt in der Balagne - 5. September 2017
Schon morgens um 10:00 Uhr habe ich mein drittes Dörfchen abgeknipst. Hier ist die Landschaft nicht so schroff, sieht nach Vorgarten von Korsika aus. Die Dörfer sind Kunstwerke der Verwinkelung, falls es so etwas gibt. Lavatoggio, Muro, Avapaesa. Das alte Kopfsteinpflaster und die engen Gassen lassen die Autos nicht hinein. Auf Tourismus ist hier niemand eingestellt, es gibt auch keine Cafés. Die Häuser sind aber großenteils bewohnt und überall wurschtelt einjeder vor sich hin. Blumengießen, Baguette herumtragen, den Staub vor der Tür zum Nachbarn kehren. Jeder wünscht freundlich dem anderen einen guten Tag.
Überhaupt. Die Franzosen haben die Bonjouritis. Selbt auf den frequentiertesten Spazierwegen: bonjour, bonjour monsieur, bon- bonjour. Irgendwann hüpft man als bonbon durch die Landschaft.
Überhaupt. Die Franzosen haben die Bonjouritis. Selbt auf den frequentiertesten Spazierwegen: bonjour, bonjour monsieur, bon- bonjour. Irgendwann hüpft man als bonbon durch die Landschaft.
Nach 26km kommt der fünfte Ort Speloncato, der 14. Stop auf den paar Kilometer und hier gibt es so etwas wie Zivilisation, also was zu essen. Es gibt überbackenen Schafkäse, wieder mit Pinienkernen und Honig. Mit der Kombi muss ich auch mal was zu Hause probieren. Vielleicht kommt Gabi noch mal. Man muss dass ja nicht als architektonisches Kunstwerk gestalten wie auf meinem Teller. Bei mir isst nur der Magen mit.
Mein 20 Tages-Plan sieht nun zum Verdauen einen kleinen Spaziergang vor. Zuerst geht es auf einen Pass mit dem Moped auf 1000 m Höhe. Mein Rother Wanderführer empfiehlt mir hier einen Höhenweg zum Monte Tolu. Die leichteste von 3 Kategorien. Dass ich dann zum Gipfel hin 100m hoch in einer Felsrinne auf allen vieren muss und mir dabei sage, dass nur Feiglinge nach unten schauen, wirft dann doch ein nachdenkliches Licht darauf, wie wohl die anderen Kategorien ausfallen. Der Weg geht auf einem Höhenkamm und man hat hier durchweg Sicht auf das Meer im Norden. Ganz oben wickelt mich dann die einzige Wolke Korsika für den heutigen Tag in fetten Nebel.
Balagne macht Spaß, hier könnte man auch mal länger bleiben, wenn ich nicht immer so die Hummeln hätte. Es ist spät geworden, die Duschen in diesem Luxuscamping mit Tennis und Schwimmbad sind leider kalt. Die Saison ist hier vorbei, mein Pietra in der Campingbar trinke ich als alleiniger Gast diesen Abend hier.