Mit dem e-bike und Zelt - Pfingsten 2025
von Heidelberg ins Jura
Die Wolken hängen tief, den Regen haben sie sich aber verkniffen.
Frühstück gibt's am Kiesstrand des Lac Leman, wie die Franzosen den
Genfer See nennen. In die Daunenjacke verpackt gibt es die letzten Brösel, die das Wochenende übrig gelassen hat.
Ich dachte, dass hier direkt am See der touristische Großauflauf stattfindet. Aber es ist einfach nur idyllisch hier.
Cool fand ich diese Wohnanlage, in der jeder seine eigene Bootsanlegestelle hat, anstatt eines Parkplatzes.
Es geht fast 50 km gemütlich am See entlang, bevor dann der große
Aufstieg kommt. Auf knappen 10 km geht es auf 1500 m hoch mit
Abschnitten von 25% Steigung. Wenn ich da einmal aus dem Tritt komme,
kann ich wieder einen langen Abschnitt schieben, denn Anfahren und
Aufsitzen kriege ich bei der Steigung nicht hin. Das sieht man auf den
Fotos leider nie, wie steil es ist. Ihr müsst mir einfach glauben, dass
ich heute der Held des Berner Oberlandes bin.
Oben gibt es einen eigentlich sehr hübschen Ort namens Forclaz. Bestimmt
30 jahrhundertealte Häuser bestens in Schuss. Es ist nur so merkwürdig,
dass ich hier überhaupt keine Menschen sehe. Wie in Schönheit
ausgestorben.
Der Zeltplatz
liegt hoch in einem engen Tal. Auf dem Foto könnt ihr mal mein Zelt
suchen. Ich mache mich nochmal zu Fuß auf, um die alten Häuser zu
inspizieren. Aber eigentlich sind meine Beine für nix mehr zu
gebrauchen. Zur Feier des Tages gibts Spaghetti Bolognese aus dem Glas.
Das schaffe ich noch so vom Komplexitätsgrad her.
Die Tagesetappe auf Komoot
Wenn man jedem Menschen einen guten Tag wünscht, der in seine Nähe
kommt, dann kann das auch einen gewissen Aufwand und Aufmerksamkeit
bedeuten. Hier ist man gewillt, wirklich jeden persönlich zu
begrüßen. Ob am Straßenrand oder vor der Duschkabine, beim Betreten des
Supermarkts oder einfach nur beim Gegenverkehr. Der Fachterminus für
dieses freundliche Verhalten nennt man Bonjouritis. Im Gegensatz zu
Zahnschmerzen oder Laubbläsern bemerkt man die Bonjouritis vor allem
dann, wenn sie aufhört. Ich will sagen: ich bin jetzt in der
deutschsprachigen Schweiz und die eigentliche Beobachtung ist, dass
französisch sprechende Menschen freundlicher sind.
Und obwohl die Franzosen ja das coolste Volk der westlichen Hemisphäre
sein wollen: es heißt bonjour und nicht hallo oder hey. Nicht einmal
habe ich ein salut vernommen.
Und wie mache ich das, wenn doch jemand grüßt? Gruezi kriege ich nicht
überzeugend hin und wäre ja dann auch kulturelle Aneignung.
In
aller Früh und Kälte geht's aufs Fahrrad. Ich friere lieber beim Fahren
als im Schlafsack. Reine Typsache. Da hat jeder seine Präferenzen, wo
er am liebsten friert. Hoch auf den letzten und höchsten Pass und dann
knapp 100 km hinunter nach Interlaken.
Ich
bin am Thunersee angekommen. Einer der beiden Seen, zwischen denen
Interlaken liegt. Nobelcamping mit Strand und Abendsonne und geputzten
Klos. Interlaken habe ich als Zielort auserkoren, da die Herrscher über
Zug und Gleise beschlossen haben, diesen Ort direkt mit Heidelberg zu
verbinden. Morgen früh um 10 Uhr geht's Richtung Heimat. Ich steige aber
schon wieder in Karlsruhe aus und radele in die Vogesen zu dem
allerersten Camping und erwarte dort meine Spielkameraden für das lange
Wochenende.
Abschließend betrachtet ist die Luft im Hinterrad drin geblieben, ich
habe drei Zeckenbisse, wobei ich den letzten Blutsauger nur zu
Bruchteilen entfernen konnte. Und die verlorene Socke ist nie wieder
aufgetaucht.
Die Tagesetappe auf Komoot