Tag 13 - durch die Lombardischen Berge - 1. September 2018
Was alles in so einen Tag passt. Sonst schreibe ich immer zwischendurch ins iPad die Geschichtchen, heute ist es aber spät geworden und ich sitze in einem kleinen Zimmerchen in Cevo.
Die Nacht hat es wieder durchgeregnet. Aber es gibt schlimmeres als bei Regen das Zelt abzubrechen. Z.B. bei Regen das Zelt aufzuschlagen. Im Zelt muss alles wasserdicht verpackt werden und ich muss natürlich auch in die Plastikpelle. Der Ledersattel ist auch quatschnass, aber mehr als den Plastiküberzug darüber zu machen, kann ich auch nicht. So weit geht die Liebe nicht, dass das Radl ins Zelt kommt. Es geht zuerst mal 600 Höhenmeter ins Tal nach Tirano. Dass ich hier wieder in Italien bin, sieht man sofort an den schlechten Straßen und den etwas heruntergekommenen Häusern. Aber ich pflege ein positives Verhältnis zum Verfall, was das eigene Älterwerden in ein sanftes Licht rückt. In Tirano gibt es ein paar alte Gassen, die ich mir anschaue, bis um 10:00 Uhr der Palazzo Salis seine große Eingangspforte öffnet. Ein erfolgreiches Adelsgeschlecht im 17. und 18. Jahrhundert hat hier seine Gemächer und einen schönen Garten gehabt. Und mir gab der Besuch die Möglichkeit, mal eine Stunde im Trockenen zu verweilen.
Die Nacht hat es wieder durchgeregnet. Aber es gibt schlimmeres als bei Regen das Zelt abzubrechen. Z.B. bei Regen das Zelt aufzuschlagen. Im Zelt muss alles wasserdicht verpackt werden und ich muss natürlich auch in die Plastikpelle. Der Ledersattel ist auch quatschnass, aber mehr als den Plastiküberzug darüber zu machen, kann ich auch nicht. So weit geht die Liebe nicht, dass das Radl ins Zelt kommt. Es geht zuerst mal 600 Höhenmeter ins Tal nach Tirano. Dass ich hier wieder in Italien bin, sieht man sofort an den schlechten Straßen und den etwas heruntergekommenen Häusern. Aber ich pflege ein positives Verhältnis zum Verfall, was das eigene Älterwerden in ein sanftes Licht rückt. In Tirano gibt es ein paar alte Gassen, die ich mir anschaue, bis um 10:00 Uhr der Palazzo Salis seine große Eingangspforte öffnet. Ein erfolgreiches Adelsgeschlecht im 17. und 18. Jahrhundert hat hier seine Gemächer und einen schönen Garten gehabt. Und mir gab der Besuch die Möglichkeit, mal eine Stunde im Trockenen zu verweilen.
Von Tirano geht es über den Berg und zwar 1500 Höhenmeter. Es ist richtig kalt und irgendwann fahre ich unter ein Dächlein und ziehe alle Klamotten an, die in meiner Tasche sind. 8 oder 9 Schichten dieser dünnen Funktionswäsche. Trotzdem ist irgendwie alles nass. Auch wenn die Regensachen halbwegs dicht halten, schwitze ich eben von innen die Nässe in die Klamotten. Der Regen wird immer stärker, die Straße hoch auf den Berg habe ich fast für mich und mir kommt der Gedanke, dass wirklich niemand so bescheuert sein kann, dies freiwillig so zu machen und das dann Urlaub nennt. Und genau so lerne ich die anderen beiden total Bescheuerten kennen, die mit dem Fahrrad diesen einsamen Berg hoch wollen. Simone und Paulo treffe ich auf halber Strecke und wir smalltalken auf italenglish bis wir oben auf dem Pass sind. Dort gibt es ein Albergo und dort ist es trocken und es gibt etwas zu essen. Eine lokale Spezialität ist Pizzochero. Der Wirt hat genau noch eine Portion und die bekomme ich, weil ich es ja noch nicht kenne. Dunkle Teigwaren mit reichlich Käse.
Etwa 30 Kilometer radeln wir zusammen, bis Angela mich auf schmalen Holperpfaden ins Tal schickt. Angela ist wieder erfindungsreich und ich muss mehrmals die steilen und engen Stellen mit Trage- und Schiebetechnik überwinden. Später muss ich dann das Rad durch ein Flüsschen tragen. Ich habe Angst, dass der Motor das Wasser nicht verträgt, und so muss ich eben das Rad hoch halten. Dabei tausche ich die Schuhe gegen meine wasserfesten Sandalen. Zum Beweis habe ich alles gefilmt. Das gibt es aber erst ganz zum Schluss des Reiseblogs, damit ihr auch bei der Stange bleibt. Die Bergdörfer scheinen wie aus einer andern Zeit.
Nachdem mittags sogar ein paar Sonnenstrahlen sich herauswagten, zieht es gegen Abend wieder zu und mit der dritten Batterie schraube ich mich nach Cevo in die Höhe. Insgesamt waren es heute fast 3000 Höhenmeter und ich habe jetzt überhaupt keine Lust, das Zelt aufzubauen. Das Navi verliert kurz vor dem Ziel seinen Akku und ich muss mich nach einem Albergo durchfragen. In Cevo halte ich bei der ersten Bar und frage nach einem camere. Ich werde der einzige Gast sein, WC auf dem Gang, aber wunderbar für mich heute. Antonia will 20 Euro und dafür gibt es morgen noch ein Frühstück.
Tag 14 - zum Idro See - 2. September 2018
So etwas mache ich nie wieder. Keine Straße, kein richtiger Weg, und ewig nach oben. Heute Morgen bekomme ich noch einen Café und Handschlag zum Abschied von Antonia, und schon fängt es an zu regnen. Die ersten 30 Kilometer laufen ganz gut, bis dann der große Anstieg anfängt. In meiner Naviapp ist der Weg als Sträßchen gekennzeichnet, es geht aber auf 10 km 1600 m in die Höhe, die ersten paar Meter sind asphaltiert, dann etwas Schotter und der Rest ist gröbster Waldweg. Teilweise ist der Weg mit riesigen Steinbrocken befestigt, teilweise muss man die Richtung suchen. Ich bin keiner Menschenseele auf dem Weg begegnet bis auf eine Stelle, an der eine ganze Reihe von Autos den Weg versperrt. Ich schlängele mich durch das stehende Blech und bin plötzlich mitten in einem Gottesdienst. Komisches Gefühl, das Rad durch die etwa 50 Gläubigen durchzuschieben.
Immer wieder muss ich absteigen, um über die ganz groben Steine zu kommen, immer wieder rutsche ich aus, und muss die 60 Kilo wieder hochwuchten. Teilweise ist es einfach zu steil, weil das Vorderrad kein Gewicht auf den Boden kriegt. Ich finde es erstaunlich, was das Fahrrad alles mitmacht. Dass da keine Achse oder Speichen brechen, dass die Satteltaschen trotz des hohen Gewichts sicher an ihrem Platz bleiben. Und dann ist immer der Regen da, alles bis in meine tiefsten Schichten ist patschnass bei etwa 5 Grad. Am Ende bin ich für die 10 km 4 Stunden unterwegs und brauche mehr als zwei Akkus für die kurze Strecke.
Immer wieder muss ich absteigen, um über die ganz groben Steine zu kommen, immer wieder rutsche ich aus, und muss die 60 Kilo wieder hochwuchten. Teilweise ist es einfach zu steil, weil das Vorderrad kein Gewicht auf den Boden kriegt. Ich finde es erstaunlich, was das Fahrrad alles mitmacht. Dass da keine Achse oder Speichen brechen, dass die Satteltaschen trotz des hohen Gewichts sicher an ihrem Platz bleiben. Und dann ist immer der Regen da, alles bis in meine tiefsten Schichten ist patschnass bei etwa 5 Grad. Am Ende bin ich für die 10 km 4 Stunden unterwegs und brauche mehr als zwei Akkus für die kurze Strecke.
Oben auf dem Pass sehe ich eine asphaltiert Straße. Wie schön so ein mattschwarzer Belag sein kann. Bildschöner Bitumen. Man schwebt darauf durch die Landschaft. Es geht gepflegt, aber eisigkalt bergab. Und mein nächstes Glück ist ein Restaurant, indem ich zum Cappuccino einen 7-teiligen Strip hinlege und eine ganzen Tisch mit nassen Shirts dekoriere. Damit ich nicht übermütig werde, versagt auf dem nächsten Kilometer die hintere Bremse. Ich habe Werkzeug und Bremsbelege mit, aber gemacht habe ich das noch nicht. Deswegen ist der Adrenalinpegel hoch, weil die Bremse ja doch zum Radl dazugehört.
Abends klart der Himmel auf, im Tal ist die Temperatur erträglich. Ich steuere einen Campingplatz am Idrosee an und habe noch einen entspannten Abend zwischen See und Pizzeria. Morgen ziehe ich einen Jokertag, die Beine streiken.
Tag 15 - Pausentag am Idrosee - 3. September 2018
Nach Zehnstundenpremiumschlaf geht es gemütlich am Morgen ans Seeufer. Langsam arbeitet sich die Sonne nach vorne und vertreibt die letzte Feuchtigkeit aus meinem Equipment. Bis Nachmittag habe ich Diskussionen mit der Reiseleitung, ob wir heute noch um den See fahren oder nur das Kastell gegenüber anschauen. Als ich wiederwillig das Fahrrad abfahrtbereit mache, kommen dunkle Gewitterwolken. Die Diskussionen werden beendet und das Team zieht sich in die Gemächer zurück und nun ist endlich Zeit, die Vorräte an Schokolade und Erdnüssen abzuarbeiten. Nach diesem Projekt besteht die Notwendigkeit, in den Nachbarort zu fahren, um ordentlichen Biosprit einzuhandeln. Wir fahren auch noch die 10 Km zu diesem Kastell Rocca di Anfo, das ihr auf einem der Fotos von der anderen Uferseite seht. Besichtigung aber nur nach Voranmeldung und momentan sowieso nicht. Habe ich ja gleich gesagt, aber ok.
Der Idrosee ist der gemütliche Cousin des Gardasees. Die Dörfer Drumherum pflegen einen patinierten Verfall ohne Allüren. Die Straße geht gar nicht ganz um den See und der Camping ist fast am Ende der Sackgasse. Der See gilt als der sauberste hier in der Lombardei und man spricht deutsch. Die Bedienung in der Pizzeria gibt sich Mühe italienische Worte einzusprenkeln, damit auch ein echtes Urlaubsgefühl entstehen kann.
Ich will zum Gardasee morgen radeln und zwar auf einer alten Militärstraße. Angela hat einen Weg gefunden, der mich ganz um den See direkt in den Norden bringen könnte. Ihren Vorschlag werde ich erstmal ignorieren und um den See herum radeln, bis sie mich dann auf den alten Weg führen kann. Es geht 1500 Meter in die Höhe und ich gespannt.
In einem Dörfchen finde ich einen ganz besonderen Brunnen. Man kann das Wasser in drei Varianten haben: normal, frisch (fredda) und mit Blubbeln (gazzata). Ich tanke die Fahrradflasche mit dem Sprudelwaser voll.
Ich will zum Gardasee morgen radeln und zwar auf einer alten Militärstraße. Angela hat einen Weg gefunden, der mich ganz um den See direkt in den Norden bringen könnte. Ihren Vorschlag werde ich erstmal ignorieren und um den See herum radeln, bis sie mich dann auf den alten Weg führen kann. Es geht 1500 Meter in die Höhe und ich gespannt.
In einem Dörfchen finde ich einen ganz besonderen Brunnen. Man kann das Wasser in drei Varianten haben: normal, frisch (fredda) und mit Blubbeln (gazzata). Ich tanke die Fahrradflasche mit dem Sprudelwaser voll.