Tag 4 - durchs Allgäu nach Österreich - 23. August 2018
Morgens um 7:00 bin ich abflugbereit und bin so stolz darauf. Und dann muss ich mich ärgern. Weil ich nicht der erste bin. Eine radelnde Familie ist mir voraus und wird schnell mit höchster Elektrounterstützung überholt. So kleine Erfolge können meinen ganzen Tag machen.
Es geht hügelig durchs Allgäu. Alles ist grün im Gegensatz zu der Strecke davor, auf der dieser extrem trocken Sommer die Landschaft in eine süditalienische Dürre verwandelt hat. Die ersten Gewitter sind angekündigt und am Wochenende soll es regnen.
Ich muss Angela zu einem Abstecher nach Dietmansried überreden, was die aber mit einem ständigen DU MUSST SOFORT UMKEHREN im 15 Sekunden Rhythmus veranlasst. Angela ist sehr naturverbunden und meidet jegliche menschliche Zivilisation. Ich habe aber Hunger und brauche Biosprit.
Es geht hügelig durchs Allgäu. Alles ist grün im Gegensatz zu der Strecke davor, auf der dieser extrem trocken Sommer die Landschaft in eine süditalienische Dürre verwandelt hat. Die ersten Gewitter sind angekündigt und am Wochenende soll es regnen.
Ich muss Angela zu einem Abstecher nach Dietmansried überreden, was die aber mit einem ständigen DU MUSST SOFORT UMKEHREN im 15 Sekunden Rhythmus veranlasst. Angela ist sehr naturverbunden und meidet jegliche menschliche Zivilisation. Ich habe aber Hunger und brauche Biosprit.
Die ersten dunklen Wolken grollen vor sich hin und irgendwann muss ich mich bereit machen für den ersten Regen. Die Taschen gut verschließen, Regenjacke und wasserdichte Überschuhe. Regenhose nur im Notfall, da kann man kaum noch radeln. Als es heftig nass wird, verziehe ich mich in eine winzige Kapelle für ein kurzes Gebet und ein trockenes Dach. Ich wurde auch schnell erhört und kurz darauf blinzelt die Sonne im nassen Gras. Nur eine nachhaltige Vereinbarung konnte ich nicht treffen und bin dann doch 2 Stunden im Regen gefahren. In Pfronten noch mal die Vorräte auffüllen vor dem unbekannten Österreich. In einem Gemischtwarenladen bekomme ich noch eine Gaspatrone für den Kocher und vor allem eine einzelne Schlauchschelle, mit der ich den Fahrradständer repariere.
Zu Pfronten gehört irgendwie Reute, weil man an beiden Stellen im Stau steht, wenn man über den Fernpass in den Süden will.
Zu Pfronten gehört irgendwie Reute, weil man an beiden Stellen im Stau steht, wenn man über den Fernpass in den Süden will.
Kurz oberhalb von Reute liegt mein Zeltplatz am Heiterwangersee und ich darf in der Sonne mein Zelt aufbauen. Der See liegt tief zwischen den Bergen und ganz am Ende lugt die Zugspitze raus.
Tag 5 - über den Fernpass ins Ötztal - 24.August 2018
Ein schweres Gewitter hat die Nacht über an meinem Zelt gezerrt und die Wiese in eine Seenlandschaft verwandelt. Vor mir liegt der Fernpass und ich bin gespannt, wie Angela das hinkriegt. Es gibt eine Mountainbikestrecke komplett ohne diese Schnellstraße und ich würde gerne wissen, ob mein curryfarbener Schwerlasttransporter da durch kommt.
Angela mag es gar nicht, wenn ich einkaufen gehe, aber ich möchte Brötchen mit Schweinebauch belegen. Ich bestelle 2 dünne Scheiben und schwups liegen 400 g auf der Waage. Ich traue mich nicht, da etwas abzuspecken, sonst heißt es womöglich wieder: typisch Piefke. Man kann es Ihnen nicht recht machen und Sonderwünsche sowieso.
Angela mag es gar nicht, wenn ich einkaufen gehe, aber ich möchte Brötchen mit Schweinebauch belegen. Ich bestelle 2 dünne Scheiben und schwups liegen 400 g auf der Waage. Ich traue mich nicht, da etwas abzuspecken, sonst heißt es womöglich wieder: typisch Piefke. Man kann es Ihnen nicht recht machen und Sonderwünsche sowieso.
Irgendwie arrangiere ich mich mit dem Regen, aber alles geht gemächlicher. Mein Smartphone und damit Angela aktiviere ich mit dem Daumenabdruck, doch der feuchte Finger wird nicht erkannt. Nach drei vergeblichen Versuchen friert das Handy aus Sicherheitsgründen für einige Minuten ein. Und ohne Angela bin ich völlig orientierungslos.
Die Fahrradstrecke über den Fernpass ist ein echtes Zuckerstückchen. Hoch über der Straße mit grandiosen Ausblicken schlängelt sich der Pfad über diese erste Hürde in den Süden. Alles bestens fahrbar, kein Absteigen, kein Schieben.
Ich finde am Wegesrand eine e-bike Ladestation und wußte bisher gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich habe mich dann auch gleich mal bedient. Eher aus prinzipiellen Motiven, also symbolisch mal den Akku angeklemmt. Weil praktisch dauert es drei Stunden, und schwups kann es schon weitergehen.
Es nieselt sich ein bei 11 Grad und ich suche nach etwas Wärme und Apfelstrudel. Auch so ein Klischee, dass ich durch intensive Recherche bestätigen kann: extrem lecker. Jetzt bin ich noch ein paar Kilometer vor dem Zeltplatz und beschließe große Planänderung. Ich suche ein Fremdenzimmer, weil das hier so heißen tut. Nichts mit B&B oder Appartement. Und dafür brauchst du keine Smartphone-App oder ein Touribüro. Du mußt einfach nur in den Ort und nach den kleinen grünen Schildern für Zimmer suchen. Beim ersten ist keiner da, der nächste ausgebucht, aber Hilda hat noch ein Zimmerchen. Das ist preiswert wie vor 40 Jahren und kostet in DM ganze 28Euro, und das Frühstück ist auch dabei.
Morgen will ich über das 2500 m hohe Timmelsjoch nach Meran. Es ist viel Regen angekündigt, aber für Sonntag sogar Schnee da oben, und dann wird der Pass gesperrt. Das hat alles die Hilda erzählt. Und noch einen Tipp hat sie mir gegeben. Für heute Abend. Ich soll 200m ins Tal, in die Sünderalm. Weil da gibt es heute Abend eine Musik. Ich mache aber brav einen Abendspaziergang, höre mir ein paar Töne Orgelmusik in der barocken Kirche an und dann geht noch eine Runde Schweinebauch.
Tag 6 - über das Timmelsjoch nach Italien - 25. August 2018
Die Wetterlage sieht so aus, dass bis Mittag es nur tröpfelt. Bis dahin sollte ich die 1300 Höhenmeter zum 2470 m hohen Timmelsjoch geschafft haben. Danach geht es vorraussichtlich im Dauerregen immer abwärts nach Meran. Dort muss ich wohl im Regen das Zelt aufbauen und mich bis morgen früh verziehen. Verzogen hat sich dann nach Wetterbericht auch das Schlechtwettergebiet. Jetzt gleich gibts es hier ein Frühstück überdacht.
Es ist wie immer. Eigentlich. Jedenfalls war es früher immer so. Man fährt im Dauerniesel auf den Alpenhauptkamm von Norden zu, empfängt einen die Sonne auf der anderen Seite. Deswegen heißt es auch bella italia. Manche Dinge ändern sich eben nicht. Es geht jetzt richtig tief nach unten und die Ausblicke sind fantastisch. Angela hat mich wie nicht anders zu erwarten die letzten 20 km auf der Straße gelassen, danach möchte ich aber abfahren auf den Schotterweg im Tal. Angela wird sich ihren Teil denken, denn mein Weg war abgesperrt durch ein festes Stahlgitter mit Schloss. Gerade als ich das Fahrrad über den Zaun hebe, kommt der Bauer und erzählt mir, dass das hier Privatgelände ist und ich ja auch keinen Besucherverkehr durch mein Wohnzimmer möchte. Ich sage ihm dann, dass ich in meiner Wohnung auch keine markierten Wanderwege habe und wünsche ihm heimlich die Balkanroute durch sein Schlafzimmer.