Konrad Gös

Reise 2014

Teil 1

 
Am schwierigsten ist immer das Losfahren. Zu Hause ist es auch recht schön, es regnet nicht, und im Bett ist es warm. Aber der Kühlschrank ist leer, ich muß los.
Wetter ist solala, fahre die B3 bis Durlach. Das Navi will mich immer auf die Autobahn schicken, aber noch habe ich Heimvorteil. Nach kurzer Diskusson habe ich mich durchgesetzt. Ab Karlsruhe gehts links ab und hoch in den Schwarzwald. Und nun wird's mir zu kalt, versuche es mit dicken Strümpfen. Wirklich helfen tut nur Pflaumenkuchen mit Sahne beim Bäcker, mit viel heiß Kaffee.
Wegen den düsteren Wolken ziehe ich Regenklamotten an, sieht dunkel aus.
Schwarzwald ist ja berühmt für die Motorradstrecken und die langen Kurven durch den dunklen Wald machen richtig Spaß und ich komme ordentlich vorwärts.
Und dann sehe ich es als meine Aufgabe an, diesen total sinnlosen Strom ungenutzten Wasser gen Tal zu stoppen:
Triberger Wasserfälle: sollen die höchsten in Deutschland sein. Aber es kommt weniger Wasser runter als Menschen hoch. Bekomme mein Stempel ins Touribuch und weiter.
Oben auf dem Pass war alles im tiefen Nebel, nur die Kühe haben uns an ihrer Lebensfreude teilhaben lassen.
Weiter Richtung Titisee, das kenne ich noch vom Landschulheim. Ist ein bisschen her.
Der Zeltplatz am Urnersee ist ein Traum. Ich habe poleposition, ganz am Wasser. Und wlan gibts gratis im Gegensatz zu den Geizwäldern, die 5euro wollten. Haben sie aber nicht gekriegt.
Jetzt, Schweiz. Wir denken an Nummernkonten, reiche Menschen und alles sauber. Aber bestimmt nicht an Duschen mit Warmwasser für 50 Rappen. Also Güterabwegung. Faulheit siegt. Ganz schnell, ganz kalt. So ist es, das Wasser vom Berg.
Hoffentlich startet morgen das Motorrad, ich stehe ganz unten am See.
Und ich will morgen über die großen Pässe Gotthard und San Bernadino.
Die Berge sind am Abend komplett in schwarzen Wolken.
3.Tag 20. August 2014: über die Pässe der Schweiz
2.Tag 19. August 2014: in die Schweiz
Ein Knopfdruck und das Motorrad ging los und ab von einem Pass zum anderen. Sustenpass, Grimselpass, Furkapass. Alles dasselbe, alles weiße Soße, totaler Nebel. 10m bis maximal 20m Sichtweite. Und feucht fröhlich kalt. Und zu dämlich von mir: die Regenüberschuhe und Regenhandschuhe sind vom Motorrad geflogen und ich hab sie wohl verloren. Ich hatte mir so fest vorgenommen, das Gepäck immer zu kontrollieren. Aber der Rest der Reise wird es ja nicht regnen.
Pässe fahren ist richtig Arbeit. Mein linker Arm hat Muskelkater von der Kupplung. Und im Kreuz gibts Abdrücke vom Kopfsteinpflaster. Heute waren es 230km mit einem Schnitt von unter 40km/h.
Ganz alte Dörfer stehen auf den Hochebenen. Eng beiananderstehend aus dunklem Holz sind die Häuser noch erhalten, aber kaum bewohnt:
Erster Tag 18. August 2014: Fahrt durch den Schwarzwald bis zum Titisee
Geht gar nicht gut los heute. Statt sattem rooaaaam des berühmten Twin aus Hinckley kommt nur klackklack. Batterie leer! Zu feucht, zu viel Regen, zu viel keine Ahnung.
Gut dass ich mit Aussicht in der dritten Eben gezeltet habe. So habe ich ein paar Meter bergab und dann 2. Gang. Das fällt dann zeitlich kohärent zum Aufwachen des Campingplatzes und zwar noch vor 8:00 Uhr. Muss ein bisschen mit Vollgas die Bonneville bei Laune halten...
Der Schwarzwald ganz früh am Morgen mit Nebelschwaden in den Tälern und der Göterbote drüber weg. Dann in tiefe Schluchten. Ganz abenteuerlich, und das hier im Ländle.
Und dann wird gefrühstückt, wieder mit Pflaumen und dem Albboten:
Am 3. Tage werde ich weiter in die Geheimnisse des Zaubers der Schweiz eingeweiht. An der Rezeption des Campingplatzes bekomme ich eine bunte Mülltüte. Und nur die darf ich verwenden. Und nur die dürfen in die großen Container. Also es ist hier nicht nur oberflächlich schön, sondern es ist auch sauber und ordentlich in den Müllcontainern. Man kann viel lernen von den Schweizern. Reisen bildet. Deswegen mache ich mich ja auf den Weg und lass euch zurückgebliebenen daran teilhaben.
Und dann der Pass der Pässe, der Gotthard. Der große Verkehr geht durch den Tunnel und man kann die alte Passtraße fast alleine fahren. Komplett Kopfsteinpflaster. Reisen war früher wohl sehr beschwerlich, man wird ordentlich durchgerüttelt. Hier reist der Nebel immer wieder auf und die Sonne kommt durch.
Ganz plötzlich bin ich dann in der Schweiz. Und habe leeren Tank und keine Franken.
Die Dame an der Zapfsäule nickt bei der Frage nach Euro. Die weitere Konversation gestaltet sich schwierig, sie artikuliert ganz weit hinten im Rachen, gleich links neben dem Zäpfchen befindet sich das Sprachorgan. Habe wirklich nichts verstanden, aber ich glaube, das Wechselgeld stimmte.
Und dann kann es auch langweilig sein in der Schweiz, platt wie Holland und ein einziger großer Gewerbepark.
Bin schon 200km unterwegs und kurz vor dem Zeltplatz kommt der Klaussenpass, knapp 2000m hoch. Hier ist sie: die Originalschweiz und auch die Almhütten sind noch bewirtschaftet. Es sieht aus wie in einem Heimatfilm aus den 50ern. Nur halt in Farbe.
Dort bin ich schon um 15:30 Uhr nach 250km. Zelt aufbauen dauert noch etwas, da fehlt die Übung bei dem neuen Hightechzelt. Kleine Pause und dann laufe ich einmal um den See, zur Belohnung gibts Currywurst.